Meldungen zur Gesundheitspolitik

Barmer-Heil- und Hilfsmittelreport 2018: Ausgaben für Physio- und Ergotherapie variieren stark

Lesedauer unter 2 Minuten

Berlin, 16.01.2019 – Bei den Ausgaben für Physiotherapie gibt es massive regionale Unterschiede. Während sich die Therapiekosten je Barmer-Versicherten im Jahr 2017 in Bremen auf 54,74 Euro beliefen, waren sie in Berlin mit 89,45 Euro um 63 Prozent höher. Bundesweit betrugen die Kosten je Barmer-Versicherten 68,33 Euro. Das geht aus dem Barmer-Heil- und Hilfsmittelreport 2018 hervor. „Die unterschiedlich hohen Ausgaben für die Physiotherapie sind rein medizinisch nicht erklärbar. Das unterschiedliche Verordnungsverhalten der Ärztinnen und Ärzte oder verschiedenartige Angebotsstrukturen könnten eine zentrale Rolle spielen“, sagt Professor Doktor Christoph Straub, Vorstandvorsitzender der Barmer. Nun seien weitere Analysen erforderlich, um die Ursachen der Kostendifferenzen bei Krankengymnastik, Lymphdrainagen und Massagen näher zu beleuchten. Dies sei auch deshalb erforderlich, da rund Dreiviertel aller Heilmittelkosten auf die Physiotherapie entfielen.

Steigende Ausgaben für Heil- und Hilfsmittel

Laut dem Report der Barmer wuchsen die gesamten Aufwendungen für die Heilmittel Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Podologie in den Jahren 2015 bis 2017 um sechs Prozent auf zuletzt 855 Millionen Euro. Bei Hilfsmitteln wie Rollstühlen, Krankenbetten oder Atemgeräten war der Zuwachs noch deutlich stärker. Hier bedeutet der Anstieg auf 1,05 Milliarden Euro im Jahr 2017 ein Plus von 12,1 Prozent seit dem Jahr 2015. „Auch in Zukunft werden die Kosten bei der Heil- und Hilfsmittelversorgung weiter ansteigen. Bereits für das Jahr 2018 hatten die Ersatzkassen Preissteigerungen von über 15 Prozent vereinbart. Durch die geplanten Gesetzesänderungen werden die Ausgaben allein bei den Heilmitteln wiederum im dreistelligen Millionenbereich anwachsen“, sagt Straub. So sehe das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) vor, die Vergütungen für Therapeuten im Heilmittelbereich auf dem bundesweit höchsten Niveau zu vereinheitlichen. Hinzu komme die mit dem TSVG gleichfalls geplante dauerhafte Loslösung der Therapeutenvergütungen von der sogenannten Grundlohnsteigerung. Dieses Prinzip soll eigentlich dafür sorgen, dass Leistungsausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung nicht schneller steigen als die Löhne und Gehälter. „Die Zukunft wird zeigen, ob die Vergütungserhöhungen der Vergangenheit sowie die gesetzlich geplanten Anhebungen zu steigenden Arbeitsentgelten der angestellten Therapeuten führen. Nur so würden sie dem von den Leistungserbringern beklagten Fachkräftemangel entgegenwirken“, sagt Straub. Damit könnten dann auch die Patientinnen und Patienten von den Mehrausgaben der Kassen profitieren.

Ergotherapie-Kosten variieren um mehr als 100 Prozent je nach Region

Wie aus dem Barmer-Report hervorgeht, steigt der Bedarf an Heil- und Hilfsmitteln generell mit dem Lebensalter stetig an. Der entgegengesetzte Trend zeigt sich jedoch bei der Ergotherapie. Hier bekommen fünf- bis neunjährige Jungen mit Abstand die meisten Leistungen. Im Jahr 2017 traf dies auf 9,31 Prozent der Jungen und 3,84 Prozent der gleichaltrigen Mädchen zu, die bei der Barmer versichert waren. „Die Ergotherapie hilft offenbar, Defizite in der kindlichen Entwicklung auszugleichen, die bei Jungen besonders ausgeprägt sind“, so Straub. Warum vor allem Jungen ergotherapeutische Leistungen erhielten, sei ebenso eine Frage für weitere Analysen wie die regionalen Kostenunterschiede. So variieren die Ergotherapie-Ausgaben laut Report je Barmer-Versicherten zwischen 9,02 Euro in Bremen und 19,14 Euro in Sachsen. Das entspricht einem Unterschied um 112 Prozent.