Urban Yogaism: Mehr Muskelstärke
Yoga

Interview mit Urban Yogaism-Coach Lydia: "Durch Yoga habe ich gelernt, das Unveränderbare zu akzeptieren."

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Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Wir haben uns mit Lydia für die Produktion der "Urban Yogaism"-Videoreihe zusammengetan, weil wir ihre Leidenschaft für Yoga und ihre positive Energie sehr schätzen und immer wieder spüren, wie beides durch den Bildschirm in unsere Wohnzimmer übertragen wird. Wir freuen uns, Ihnen Lydia mit diesem Interview vorstellen zu dürfen.

Yoga ist viel mehr als Sport und Meditation

Während unseres Gesprächs wird deutlich, dass auch die 24-jährige Wahlberlinerin Lydia ganz viele Facetten hat. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um ihre mentale Gesundheit und Tage geht, an denen sie weniger motiviert ist. Lydia erzählt offen und ehrlich von dem Moment, der sie zum Yoga brachte, und verrät uns, wieso gerade der Kopfstand ihr Lieblings-Asana ist. Wer sich davon überzeugen möchte, dass Yoga wirklich für jeden gemacht ist, der sollte hier weiterlesen. 

Lydia, wie und wann bist du zum Yoga gekommen?

Das war vor etwa vier oder fünf Jahren in Berlin. Ich habe zuvor zwischenzeitlich wieder in Frankfurt am Main gelebt, meiner Heimatstadt, um bei meiner Mutter zu sein. Sie war schwer erkrankt und hat es leider nicht überlebt. Mit diesem einschneidenden Erlebnis in mir bin ich wieder nach Berlin zurückgekehrt und eines Tages durch Kreuzberg gelaufen. In einem Hinterhof habe ich ein Yogastudio entdeckt – leider hatte ich keine Sportsachen dabei. Ich bin jedoch am nächsten Tag sofort wiedergekommen, habe meine erste Stunde genommen und war total angefixt.

Der Weg zum Unterrichten war dann nicht mehr weit, oder?

Der Weg hat sich irgendwie entwickelt. Phasenweise bin ich jeden Tag zum Yoga gegangen, hatte aber zu dem Zeitpunkt noch keine eigene Übungspraxis zu Hause entwickelt. Ich wollte schon damals direkt eine Ausbildung zur Yogalehrerin machen. Mein Studio bat diese aber nicht an. Daher habe ich einfach weiter trainiert und irgendwann hat sich Yoga für mich so angefühlt, dass ich es auch langfristig in irgendeiner Form machen wollte. Damals war mir noch nicht klar, ob ich wirklich als Yogalehrerin arbeiten wollte. Fest stand aber, dass ich Yoga in mein Leben integrieren, also, auch professionell in mein Leben integrieren wollte. Wer Yoga macht, weiß, wie schnell der positive Effekt sowohl auf körperlicher als auch mentaler Ebene eintritt. Ich habe dann mit meiner Yogaausbildung angefangen und auch verinnerlicht, dass ich selbst konstant praktizieren muss, um Yoga meinem Gegenüber wirklich rüberbringen zu können. Aufgrund der aktuellen Situation habe ich den offiziellen Abschluss noch nicht machen können – ich darf aber unterrichten, keine Sorge.

Was bedeutet Yoga dann für dich? Kannst du dir ein Leben ohne Yoga überhaupt noch vorstellen?

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"Yoga ist für mich wie Therapie. Ich kann heute nicht mehr ohne.“

Auf keinen Fall kann ich mir mein Leben ohne Yoga vorstellen. Yoga ist etwas, das persönlich erfahren werden muss. Wenn ich jemandem ohne Yogaerfahrung erkläre, dass ich es mir gar nicht mehr vorstellen kann, morgens nicht zu meditieren und meine Übungen zu machen, dann denkt die Person sicherlich "Hä? Ist doch nur Sport!" – aber für mich war und ist Yoga auch ein Heilungsweg auf mentaler Ebene. Ich muss aber dazu sagen, dass ich schon immer sehr sportliches Yoga gemacht habe, nämlich das "Jivamukti Yoga", das vom "Ashtanga" kommt. Dadurch wurde ich auch physisch von Anfang an sehr beansprucht. Aber das ist auch das Schöne beim Yoga, dass der mentale in den körperlichen Teil übergeht.

Es klingt so, als sei es eine Art Schicksalsbegegnung gewesen. Empfindest du das auch so?


Definitiv, weil Yoga auch ein Teil meiner Heilung ist. Immer, wenn es mir schlecht geht, mache ich Yoga. Es ist für mich eine Stabilität in meinem Leben. Ich weiß, dass im Leben viele schlimme Dinge passieren können, diese aber auch dazu gehören. Durch Yoga habe ich gelernt, viel besser mit solchen Situationen umzugehen. Dieser Prozess wäre ohne Yoga gar nicht möglich gewesen, weil es (auch) ein Weg zu dir selbst ist.

Was hat sich für dich persönlich verändert, seitdem du Yoga machst?

Ich habe mich auf jeden Fall auf zwei Ebenen verändert: Natürlich das Körperliche, ich war schon immer ein sportlicher, schlanker Typ. Seitdem ich Yoga mache, fühle ich mich aber viel stabiler und stärker. Ich kenne meinen Körper viel besser und kann ihn besser einschätzen. Was mir auch auffällt, ist, dass ich durch Yoga ähnliche oder bessere körperliche Ergebnisse erziele als im Fitnessstudio, nur eben viel sanfter, ohne diesen großen Druck. 

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"Ich hatte lange kein Vertrauen in meinen Körper."

Mental fühle ich mich viel ausgeglichener. Ich bin ein sehr impulsiver und emotionsgeladener Mensch, dafür musste ich mich früher oft verteidigen. Yoga hat mein Wesen nicht verändert, ich kann jedoch Dinge besser akzeptieren, die ich nicht ändern kann und weiß die Zeit, die ich mit mir selbst verbringe, viel besser zu schätzen.


Welchen Rat hast du, wenn man mal gar keine Lust auf Yoga hat?

Yoga lehrt einen die Regelmäßigkeit. Denn wenn ich etwas verändern will, muss ich dran bleiben und mich auch mal überwinden. Mir persönlich hilft dabei immer der Gedanke an das Ergebnis – weil ich ja weiß, wie gut ich mich nach dem Meditieren und nach meinen Übungen fühle. Hilfreich ist auch, klein anzufangen, damit die Hürde nicht so groß ist. Es müssen nicht immer zwanzig Minuten sein, fünf bis zehn Minuten pro Tag reichen auch und sind wesentlich einfacher zu meistern. Yoga soll im Idealfall wie Zähneputzen werden – ohne fühlt sich einfach komisch an. Yoga ist immer eine individuelle Erfahrung, während der man sich nicht mit anderen vergleichen soll. Es geht nicht darum, wer mit den Händen schneller die Fußspitzen berühren kann. Es geht um die Entwicklung von Körper und Geist – und die tritt sehr schnell ein, wenn man dran bleibt.

Hast du eine Lieblings-Asana (Yogaübung)?

Es sind tatsächlich mehrere, aber eine ganz einfachere, die ich total gerne mache, ist die "Kindshaltung". Sie ist für mich die entspannendste Haltung überhaupt. Man liegt dabei fast wie ein Embryo auf dem Boden und legt die Arme an die Seite des Körpers, das ist sehr entspannend. Ich mag aber auch die klassischen Umkehrhaltungen im Yoga, wie zum Beispiel den Kopfstand. Ich habe für den Kopfstand unglaublich lange gebraucht, obwohl das eigentlich gar nicht so kompliziert ist. Er ist aber eine totale Vertrauens-Asana, also eine Übung, bei der du deinem Körper total vertrauen musst. Und dieses Vertrauen in mich hatte ich lange nicht.

Sollte man eigentlich viel Geld in meine Yogausrüstung investieren?

Grundsätzlich gar nicht, das ist auch das Schöne am Yoga. Egal, was man hat oder nicht hat, man kann Yoga immer, überall und mit nichts als seinem Körper und Geist machen. Was jedoch wirklich Sinn macht, ist etwa 60 bis 70 Euro in eine wirklich gute Yogamatte zu investieren. Die Übungen machen einfach keinen Spaß, wenn man rutscht und sich deshalb nicht konzentrieren kann. Außerdem gewöhnt man sich richtig schnell an seine eigene Matte. Gute Accessoires, wie ein Yogablock und der Gurt, machen Sinn, sind aber nicht notwendig. Ich würde auch allen, die noch stark auf Hilfe durch Block und Gurt angewiesen sind, raten erst mal im Yogastudio zu trainieren. Dort erhält man Unterstützung beim sauberen Ausführen der Asanas (Körperübungen). Das ist total wichtig, da die Verletzungsgefahr sonst recht hoch ist. Die Yogaroutinen von Urban Yogaism sind jedoch alle so unkompliziert, dass man sie problemlos zu Hause und ohne Hilfsmittel, außer vielleicht einer Decke, ausführen kann.

Du hast selber bereits Erfahrungen mit dem Intervallfasten gemacht. Was hat Ernährung mit Yoga zu tun?


Zu allererst muss ich sagen, dass meine Ernährung auch ein Hin und Her ist. Ich ernähre mich nicht konstant gesund und bewusst. Man muss definitiv keinem Ernährungskonzept folgen oder auf Diät sein, um Yoga ausüben zu können. Ich kann jedoch aus eigener Erfahrung sagen, dass man durch regelmäßiges Yoga automatisch bewusster mit vielen Dingen umgeht, weil Yoga ein ganzheitliches Konzept ist, das fast alle Aspekte des Lebens umfasst. Mein Einstieg in die Welt des Yogas war sehr spirituell, da ich in einem Studio mit dieser Ausrichtung anfing. So begann ich, mich mit meiner Ernährung und ethischen Fragen rund um Nahrung zu beschäftigen. Ich esse seitdem auch kein Fleisch mehr und befolge meistens die 16-zu-8-Regel des Intervallfastens: Ich esse erst ab 12 Uhr und bis abends um acht und verzichte größtenteils auf raffinierten Zucker und Gluten. Für mich ist das Gefühl, vor dem ersten Yogatraining nichts gegessen zu haben, einfach gut, weil sich mein Körper leicht und energetisch anfühlt.

Und last, but not least: Wieso heißen deine Yogastunden eigentlich "Urban Yogaism"?

Ich wohne, wenn ich nicht gerade in Frankfurt bin, in Berlin. Der Großstadtdschungel schlechthin. Und Yoga ist für mich, und ich glaube auch viele andere, ein super Ventil. Man braucht das auch hier, weil alles schnell gehen muss und recht stressig ist. Urban Yogaism ist Yoga für das Urbane, die Stadt, und ich finde einfach, dass es ziemlich gut zu mir und zu meinem Leben passt.

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