Eine Frau entspannt den Rücken auf einem Tisch
Rückengesundheit

Wie der ideale Umgang mit Rückenschmerzen aussieht und wann die Schmerzen gefährlich werden können

Lesedauer unter 6 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Rückenbeschwerden hat sicherlich jeder schon einmal gehabt. Doch wie geht man mit den Beschwerden um und wann werden die Schmerzen gefährlich? Wir geben Rat zu sämtlichen Fragen.

Was mache ich bei akuten Rückenbeschwerden?

Das hängt in erster Linie von der Stärke der Beschwerden ab. Sind die Schmerzen sehr heftig, müssen Sie vielleicht für kurze Zeit einige Aktivitäten verändern oder reduzieren. Was tut Ihnen jetzt gut? Was hat Ihnen früher schon mal geholfen? Wärme, Entspannung, bestimmte Lagerungen, gezielte Bewegungen – fast jeder, der schon einmal Rückenschmerzen hatte, kennt "seine" Tricks für eine rasche Linderung. Wenn diese nicht wirken und Sie unter starken Schmerzen leiden, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. 

Er wird mit Ihnen besprechen, ob Schmerzmittel eine schnelle Heilung unterstützen können. Bleiben Sie so aktiv wie möglich – das ist entscheidend für eine rasche Genesung. Früher wurden Menschen mit Rückenschmerzen für krank erklärt und ins Bett gepackt. Heute wissen wir: Längere Bettruhe hindert daran, schnell wieder fit zu werden.

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Wann kann ich nach einem Hexenschuss wieder richtig loslegen?

Natürlich ist bei einem Hexenschuss etwas Anpassung gefragt. Man kann sich nicht gut bewegen, alles dauert länger und die Haltung verdient keine Glanznote. Bestimmte Dinge wie Gartenarbeit, schweres Heben oder Sport sind vielleicht für ein paar Tage gar nicht möglich. Aber eins ist sicher: Je eher Sie "die Kurve kriegen", umso früher Sie normale Alltagstätigkeiten wieder verrichten, desto schneller lassen Ihre Beschwerden nach und Sie werden wieder fit. Das gilt auch für den Beruf. Wann kann ich was wieder tun? 

Bei der Antwort ist Augenmaß gefragt. Gehen Sie vernünftig mit Ihrem Körper um und hören Sie auf seine Signale. Übermäßige Ängstlichkeit ist ebenso fehl am Platze wie ein "Kopf-durch-die-Wand-Verhalten", das die Beschwerden ignoriert. Beim Auskurieren akuter Rückenbeschwerden kommt es auf die richtige Mischung zwischen Schonung und Belastung an. Denn sich zu überfordern und immer durchhalten zu wollen, ist auch nicht gut für den Rücken.

Sind Rückenschmerzen gefährlich?

In der Regel sind Rückenschmerzen harmlos. Meistens steckt keine ernsthafte oder gefährliche Krankheit dahinter. Die Beschwerden vergehen oft sehr schnell, ob mit oder ohne Behandlung. 80 bis 90 Prozent aller Rückenschmerzen gelten als unkomplizierte Beschwerden. Nur wenn Sie zusätzlich zu den Rückenbeschwerden eines oder mehrere der folgenden Symptome bemerken, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen:

  • deutlicher Gewichtsverlust
  • Fieber
  • starkes Schwitzen in der Nacht
  • nachts heftige Schmerzen
  • keine vollständige Kontrolle mehr über
  • Blase und Darm
  • Gefühlsstörungen in den Armen, den
  • Beinen oder im Genitalbereich, meist
  • halbseitig
  • mit starken Schmerzen verbundene

Schwäche in den Beinen

Diese Symptome können auf eine ernsthafte Erkrankung hindeuten, die Ihr Arzt oder Ihre Ärztin in der Regel schnell herausfindet. Gravierende Krankheiten kommen jedoch in weniger als zwei Prozent der Fälle vor, also bei nur zwei von hundert Menschen mit Rückenschmerzen. Bei etwa jedem zweiten Betroffenen kehren Rückenschmerzen nach einiger Zeit zurück. Auch dies bedeutet jedoch nicht, dass es sich um etwas Ernsthaftes handelt.

Wie behandelt die Ärztin oder der Arzt Rückenschmerzen?

Die meisten Menschen werden mit ihren Rückenschmerzen selbst fertig: Nur etwa jeder Zehnte geht damit überhaupt zum Arzt oder zur Ärztin. Aber natürlich hat auch die medizinische Behandlung ihren Stellenwert. Die Zusammenarbeit mit dem Arzt oder der Ärztin fällt Ihnen leichter, wenn Sie die Grundzüge der Behandlung kennen. Zuerst wird ärztlicherseits abgeklärt, ob eine schwerwiegende Erkrankung in Erwägung
gezogen werden muss. 

Hinweise für eine solche Erkrankung sind die in der vorigen Frage beschriebenen Symptome. Hellhörig wird der Arzt oder die Ärztin auch, wenn Sie in den letzten Monaten vermehrt Infektionen hatten oder früher wegen eines Tumors behandelt worden sind. Mit einer körperlichen Untersuchung und einigen Fragen kann meist geklärt werden, ob eine ernsthafte Erkrankung vorliegen könnte.

Werden Rückenschmerzen erstmals behandelt, so gelten dafür folgende Prinzipien:

  • Zuerst – wie beschrieben – erfolgt die Abklärung, ob eine ernsthafte Erkrankung vorliegt.
  • Wenn die Rückenschmerzen keine gravierende Ursache haben, sollten Sie sobald wie möglich Ihre normalen Alltagsaktivitäten wieder aufnehmen.
  • Bei Bedarf können Sie ein einfaches schmerz- oder entzündungshemmendes Medikament einnehmen. Auch wenn sich innerhalb der ersten zwei bis vier Wochen keine entscheidende Besserung einstellt, bleiben diese Behandlungsprinzipien erhalten.
  • Erst wenn sich der Verlauf über vier bis sechs Wochen hinzieht, sind weitere Untersuchungen nötig.

Wie kann ich fit werden, wenn ich immer wieder Rückenbeschwerden habe?

Bei Rückenbeschwerden kann man nicht aktiv sein – denken Sie das auch? Das ist zwar falsch, aber Sie waren mit dieser Meinung lange in guter Gesellschaft. Auch Ärzte haben früher diese Meinung vertreten und Bettruhe verordnet. Heute weiß man, dass in den meisten Fällen die Beschwerden eher zunehmen, wenn man sich zu lange schont. 

Der Körper baut Muskeln und Knochenmasse ab, man wird steifer, schwächer und weniger belastbar. Auch die Stimmung leidet, man fühlt sich leichter entmutigt und bedrückt. Daher wird inzwischen empfohlen, sich auch mit Schmerzen so normal wie möglich zu bewegen und zu belasten. Chronische oder ständig wiederkehrende Schmerzen sind wirklich so überflüssig wie der berühmte Kropf. 

Sie "nerven" nur und eine Warnfunktion haben sie höchstens noch als dringender Aufruf des Rückens zu mehr körperlicher Aktivität. Wenn Rückenschmerzen also immer wiederkehren, wird es höchste Zeit, mehr für sich zu tun – und zwar aktiv, nicht etwa in Schonhaltung auf dem Sofa. Training ist besser als Schonung. Bleiben oder werden Sie aktiv.

Brauche ich eine Rückenschule?

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn Rückenschule ist nicht gleich Rückenschule. Der herkömmliche Rückenschulansatz ist offenbar nicht so hilfreich wie gedacht – das legen jedenfalls neuere Untersuchungen nahe. Dort gab es viele Warnungen vor bestimmten Bewegungen und alltäglichen Verhaltensweisen. So wurde z. B. ein "Richtig" oder "Falsch" beim Bücken, Heben, Sitzen oder Liegen vermittelt. 

Das ist aber offenbar sehr viel weniger wichtig, als wir das früher dachten. Bestimmte Dinge können Sie nur in der einen oder anderen Weise tun – und es ist gar nicht so einfach, Wirbelsäule und Bandscheibe dauerhaft zu ärgern. Der Rücken ist weitaus stabiler als vermutet. Also keine Sorge, so leicht passiert schon nichts.

Das Einzige, worauf Sie aufpassen sollten, sind Ihre körperlichen Grenzen. Wenn Sie nicht gut trainiert sind und einen schweren Gegenstand von schräg hinten ruckartig aus dem Kofferraum wuchten oder stundenlang Gartenarbeit verrichten, tut Ihnen möglicherweise (oder wahrscheinlich) danach das Kreuz weh. Das ist zwar unangenehm, aber in der Regel geht dabei nichts kaputt. Moderne Rückenschulen sollten daher auf keinen Fall Bewegungsangst fördern, sondern im Gegenteil zur Aktivität ermuntern und praktikable Wege zu mehr Bewegung aufzeigen.

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Literatur

  • Europäische Leitlinien zur Prävention von Rückenschmerzen, November 2004
  • Kendall, Nicholas, Acute Low Back Pain Expert Panel, Neuseeland Waddell, Gordon, Back Pain Revolution,1998
  • Bertelsmann Stiftung: Projekt »Prävention von Rückenschmerzen«, Projektleitung: Eckhard Volbracht, Abschlussbericht »Informationsmaterial und -medien zur Prävention von Rückenschmerzen«, 12/2003

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