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Die Frage

Untergewicht – ist das gefährlich?

Lesedauer unter 6 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Dr. med. Martin Waitz (Arzt, medproduction GmbH)

Etwa 1,6 Millionen Erwachsene in Deutschland sind untergewichtig. Doch ist das überhaupt ein Problem? Welche Ursachen und Folgen Untergewicht haben kann und wann Betroffene etwas dagegen unternehmen sollten.

Zwei Drittel der Männer und jede zweite Frau in Deutschland sind laut Robert Koch-Institut übergewichtig. Untergewichtig sind dagegen deutlich weniger: Ungefähr 1,6 Millionen Menschen, also gerade mal zwei Prozent der erwachsenen Gesamtbevölkerung, gelten hierzulande als untergewichtig. 

Ab wann ist man untergewichtig?

Ab wann Untergewicht besteht, verrät der Body-Mass-Index (BMI), der sich aus Körpergröße und -gewicht ergibt. Liegt er bei unter 18,5, gilt jemand als untergewichtig. Normalgewichtige haben einen BMI von 18,5 bis 24,9. Ein BMI über 25 deutet auf Übergewicht hin, ab 30 spricht man von Fettleibigkeit (Adipositas). Diese Tabelle zeigt, was der BMI über das Gewicht aussagt. Ein Drittel der Männer und rund die Hälfte der Frauen in Deutschland haben einen normalen BMI und gelten gemäß dieser Klassifizierung als normalgewichtig.

Haben Sie Untergewicht? Finden Sie es heraus – mit unserem BMI-Rechner.

Für Männer wird der Wert übrigens mit derselben Formel berechnet wie für Frauen. Allerdings sind die Grenzen für Frauen etwas niedriger angesetzt, weil sie im Durchschnitt weniger Muskelmasse haben als Männer. Auch das Alter wird bei seriösen BMI-Rechnern berücksichtigt.

Wissenswert: Für Kinder und Jugendliche liefern sie keine verlässlichen Ergebnisse; die Formeln sind für Erwachsene gedacht.

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Untergewicht bei Kindern, Jugendlichen und Schwangeren

Untergewicht bei Kindern

Oft ist es „nur so eine Phase“. Vor allem während eines Wachstumsschubs neigen Kinder und Jugendliche manchmal zu Untergewicht. Das ist aber meist nur vorübergehend. Laut Weltgesundheitsorganisation sind 1,6 Prozent der 5- bis 17-Jährigen untergewichtig.

Ob das Untergewicht eines Kindes bedenklich ist, sollten Kinderarzt oder -ärztin bei den Früherkennungsuntersuchungen (U1–U9) beurteilen. Für Eltern gilt der Rat, den Nachwuchs nicht zu sehr mit gleichaltrigen Kindern zu vergleichen. Vor allem aktive Kinder erscheinen oft zu schlank, das muss aber nicht gefährlich sein. Erst wenn das untergewichtige Kind antriebslos und müde wirkt oder andere Beschwerden hat, sollte nach der Ursache geforscht werden.

Untergewicht bei Jugendlichen

Im Teenageralter entsteht Untergewicht manchmal durch Essstörungen. Bis zu zwei Prozent der Jugendlichen entwickeln eine Magersucht. Dennoch gilt auch in diesem Alter, dass nicht jedes Untergewicht gefährlich ist. Erst, wenn 90 Prozent der Gleichaltrigen schwerer sind, der BMI-Wert also unterhalb der 10. Altersperzentile liegt, gilt das Untergewicht als bedenklich.

Teenager mit Essstörungen wie Magersucht, die zu einem niedrigen Körpergewicht führen, sind oft müde, niedergeschlagen und unkonzentriert, frieren schnell und haben Kreislaufstörungen. Ihre Haut wirkt trocken, das Haar ist spröde. Unnatürliches Untergewicht ist in der Wachstumsphase besonders gefährlich – es kann die körperliche Entwicklung langfristig beeinträchtigen. 

Untergewicht in der Schwangerschaft

Normalerweise nehmen Frauen während einer Schwangerschaft zwischen 10 und 16 Kilogramm zu. Starkes Untergewicht kann zu Problemen für Mutter und Kind führen; als kritisch gilt ein BMI von unter 18,5.

Werdende Mütter sollten sich deshalb keine Diäten auferlegen, sondern auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung achten und regelmäßig über den Tag verteilt mehrere Mahlzeiten zu sich nehmen. Bei ungewöhnlich niedrigem Ausgangsgewicht sollten Frauenarzt oder Frauenärztin sowie die Hebamme die Schwangerschaft engmaschiger überwachen und die werdende Mutter gegebenenfalls psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.

Weitere Tipps können Sie in unserem Artikel zu Schwangerschaft und Gewicht nachlesen.

Was sind Ursachen für Untergewicht?

Die Ursachen für Untergewicht sind ganz unterschiedlich und oft harmlos. Bei vielen liegt ein niedriger BMI einfach in der Familie – die Gene sind also schuld am Untergewicht. Besteht das geringe Gewicht jedoch aufgrund einer Krankheit, ist die Ursache ernster und sollte möglichst behoben werden. Beispielsweise gilt Untergewicht als Symptom für eine Essstörung, eine Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes mellitus, verschiedene Magen-Darm-Krankheiten, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Laktoseintoleranz. Auch Zahnprobleme können dahinterstecken.

Und dann wäre da noch der Stress: Vielen Menschen schlagen psychische Probleme und Überforderung im Alltag derart auf den Magen, dass sie den Appetit verlieren – das kann auf Dauer zu Gewichtsverlust führen.

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Im Alter hängt Appetitlosigkeit oft damit zusammen, dass Geruchs- und Geschmackssinn nachgelassen haben. Manche Senioren verlieren deshalb die Lust am Essen, was Untergewicht ebenfalls fördern kann.

Welche Folgen hat Untergewicht?

Nicht immer ist Untergewicht ein Grund zur Sorge. Leichtes Untergewicht beispielsweise ist oft genetisch bedingt und daher nicht gesundheitsgefährdend. Ernähren sich Menschen, die kaum zunehmen können, abwechslungsreich und gesund, besteht in der Regel keine Gesundheitsgefahr, weil sie genügend Nährstoffe aufnehmen.

Kommt es jedoch durch Unterernährung zu Mangelerscheinungen, kann Untergewicht mitunter lebensgefährlich werden, weil wichtige Mineralstoffe und Vitamine und letztlich auch schlicht Kalorien fehlen.

Typische Symptome für einen Nährstoffmangel sind Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Schlaf- und Konzentrationsstörungen. Starkes Untergewicht schwächt irgendwann den ganzen Körper und macht Betroffene anfälliger für Infekte, weil es das Immunsystem schwächt. Das Risiko für Osteoporose, den gefürchteten „Knochenschwund“, ist bei Untergewicht größer. Leber, Nieren und Herz können bei dauerhafter Unterernährung Schaden nehmen, Frauen durch das niedrige Gewicht und den dadurch gestörten Hormonhaushalt unfruchtbar werden.

Was tun bei Untergewicht?

Leicht untergewichtige Menschen, die auf eine gesunde Ernährung achten und sich fit und leistungsfähig fühlen, müssen nichts gegen ihr niedriges Gewicht unternehmen. Zu ihrer Hausärztin oder ihrem Hausarzt sollten sie nur gehen, wenn sie sich müde und antriebslos fühlen oder ohne erkennbaren Grund plötzlich abgenommen haben – dann kann eine ernsthafte Erkrankung dahinterstecken.

Und was macht der Arzt bei Untergewicht? Um die Ursache herauszufinden und Krankheiten wie eine Schilddrüsenüberfunktion oder Diabetes mellitus auszuschließen, sollte eine Blutprobe genommen werden. Welche körperliche Untersuchung sinnvoll ist, hängt von den Symptomen ab – geht der Gewichtsverlust zum Beispiel mit Bauchschmerzen einher, kann eine Magen- oder Darmspiegelung sinnvoll sein. Je nach Diagnose oder Verdacht überweisen die Hausarztpraxen Patienten dann an eine Fachpraxis.

Wer zunehmen und sein Untergewicht loswerden möchte, sollte nicht nur noch süße und fettige Kalorienbomben essen. Auch Menschen, die keine Probleme mit überflüssigen Pfunden haben, sollten sich gesund ernähren, um Krankheiten vorzubeugen und den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. 

Die Barmer hilft dabei: Beispielsweise können Versicherte die Ernährungs-App „Oviva“ nutzen, um die tägliche Ernährung umzustellen. Im Online-Kurs „Ernährung und Vitalität“ warten jede Woche leckere Rezepte und verblüffende Tipps von Experten. Alles Wichtige über die beliebtesten Ernährungstrends und -formen steht zudem im großen Barmer-Ernährungs-Special.

Fazit

Nicht immer ist Untergewicht Grund zur Besorgnis – manchmal ist eine sehr schlanke Statur einfach Veranlagung. Wer jedoch abnimmt und keine Erklärung dafür hat oder Symptome wie Abgeschlagenheit und Schwäche bemerkt, sollte zum Arzt und der Ursache des Untergewichts auf den Grund gehen.

Literatur und weiterführende Informationen

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