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Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Symptome, Ursachen und Behandlung

Lesedauer unter 9 Minuten

Redaktion

  • Natalie Tutzer (Medical Writer, TAKEPART Media + Science GmbH)

Qualitätssicherung

  • Annette Mittmann (Gynäkologie, Psychotherapie, Psychoonkologie - medproduction GmbH )

Bei einer Überfunktion bildet die Schilddrüse zu viele Hormone. Betroffene sind oft nervös, zittern, haben Herzrasen und verlieren scheinbar grundlos an Gewicht. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um die übermäßige Hormonproduktion und -ausschüttung zu bremsen.

Auf einen Blick:

  • Symptome: Typische Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion sind beispielsweise eine vergrößerte Schilddrüse (Kropf), Herzklopfen, Schlaflosigkeit, Zittern, Schwitzen, Haarausfall, Durchfall und ungeklärter Gewichtsverlust.
  • Ursachen: Häufigste Ursachen sind sogenannte heiße Knoten (Schilddrüsenautonomie) und die Basedow-Krankheit (Morbus Basedow). Eine Überfunktion kann auch auftreten, wenn die Schilddrüse beispielsweise entzündet ist oder Schilddrüsenmedikamente nicht richtig eingestellt sind.
  • Verlauf: Unbehandelt kann die Schilddrüsenüberfunktion zu verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, beispielsweise zu Herz-Rhythmus-Störungen. Langfristig kann Osteoporose entstehen.
  • Diagnostik: Ärztinnen und Ärzte fragen nach Beschwerden, tasten die Schilddrüse ab und ordnen Bluttests an, um den TSH-Wert, T3- und T4-Spiegel und das Vorhandensein von autoimmunen Antikörpern zu prüfen. Auch eine Ultraschalluntersuchung und seltener eine sogenannte Szintigrafie sind möglich.
  • Therapie: Die Überfunktion wird mit Tabletten gebremst, sogenannten Thyreostatika. Sind diese nicht ausreichend wirksam, kommt eine Operation oder eine Radiojodtherapie infrage.

Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?

Die Schilddrüse (Thyroidea) ist ein schmetterlingsförmiges Organ, das direkt unterhalb des Kehlkopfes liegt. Sie stellt Hormone her, die zahlreiche Stoffwechselvorgänge und Körperfunktionen regulieren, wie zum Beispiel den Energieumsatz, den Knochenstoffwechsel und das Körperwachstum. Sie beeinflussen aber auch das seelische Wohlbefinden.

Bei einer Überfunktion (fachsprachlich Hyperthyreose) stellt die Schilddrüse zu viele Hormone her und schüttet zu viele von ihnen aus. Verschiedene Stoffwechselfunktionen sind krankhaft gesteigert, was zu verschiedenen Beschwerden und Folgeerkrankungen führen kann.

Die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) schüttet das Hormon TSH aus (Englisch für „thyroid-stimulating hormone“, übersetzt: Schilddrüsen-anregendes Hormon). TSH regt die Schilddrüse an, Hormone zu produzieren und auszuschütten, unter anderem:
Trijodthyronin (kurz T3)
Tetrajodthyronin (kurz T4)
Bei gesunden Menschen regulieren sich TSH sowie T3 und T4 gegenseitig. Bei einer Überfunktion bildet die Schilddrüse zu viel T3 und T4 und das TSH fällt ab.

Welche Symptome begleiten eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)?

Mögliche Symptome einer Hyperthyreose sind:

  • ein „dickerer“ Hals (Kropf oder Struma) aufgrund der vergrößerten Schilddrüse
  • Herzklopfen und Herzrasen
  • schneller Puls, hoher Blutdruck
  • Zittern
  • Schwitzen und Hitzewallungen
  • warm-feuchte Haut
  • Haarausfall
  • Nervosität, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Unruhe, Rastlosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten
  • Schlafprobleme und schnelle Ermüdbarkeit
  • Probleme beim Ein- und Durchschlafen
  • scheinbar grundloser Gewichtsverlust trotz Heißhunger
  • häufiger Stuhlgang, Durchfall
  • Gewichtsverlust
  • hervortretende Augen (bei Basedow-Krankheit)
  • Muskelschwäche

Die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion können sich individuell stark unterscheiden, auch abhängig vom Alter.

Manche Symptome einer Hyperthyreose sind geschlechtsspezifisch. Bei Frauen sind mögliche Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion beispielsweise Zyklusstörungen. Bei Männern mit Schilddrüsenüberfunktion können sich die Symptome unter anderem in Erektionsproblemen äußern. Grundsätzlich kann die Fruchtbarkeit vermindert sein.

Wann sollten Menschen mit diesen Symptomen zur Ärztin oder zum Arzt gehen?
Viele der genannten Symptome können auch andere Ursachen haben. Wenn Menschen sich ungewöhnlich unruhig und nervös fühlen, mehr schwitzen als sonst, Durchfall haben und Gewicht verlieren, ist es ratsam, sich an die Hausärztin oder den Hausarzt zu wenden.

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Welche Ursachen kann eine Schilddrüsenüberfunktion haben?

Die Schilddrüsenüberfunktion kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel:

  • Morbus Basedow
  • heißer Knoten (Schilddrüsenautonomie)

Seltener:

  • nicht passende Dosierung von Schilddrüsenmedikamenten
  • Anfangsphase einer Schilddrüsenentzündung, beispielsweise einer Hashimoto-Thyreoiditis, gefolgt von einer Schilddrüsenüberfunktion
  • andere entzündliche Erkrankungen der Schilddrüse
  • angeborene Überfunktion

Auch Medikamente, die gegen Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden, können in seltenen Fällen zu einer Überfunktion führen. Sehr selten löst Schilddrüsenkrebs eine Überfunktion der Schilddrüse aus.

Heißer Knoten (Schilddrüsenautonomie, autonomes Adenom)

Etwa jeder vierte Erwachsene hat gutartige Veränderungen wie Knoten oder Zysten in der Schilddrüse, die oft keine Probleme verursachen. Das Gewebe kann jedoch überaktiv sein und zu einer Überproduktion von Hormonen führen. Dieses Gewebe bezeichnet man als heißen Knoten.

In heißen Knoten reagieren die Schilddrüsenzellen nicht mehr auf die Signale der Hirnanhangsdrüse. Sie bilden zu viele Hormone, sie machen sich selbstständig (autonom). Liegen heiße Knoten vor, spricht man auch von Schilddrüsenautonomie oder einem autonomen Adenom.

Finden sich die autonomen Schilddrüsenzellen nur an einer Stelle, sprechen Fachleute von einem unifokalen heißen Knoten. Befinden sich mehrere Knoten in der gesamten Drüse, bezeichnet man das als multifokale Autonomie. Selten sind sie über die ganze Schilddrüse verteilt (disseminierte Autonomie).

Basedow-Krankheit (Morbus Basedow)

Eine häufige Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion ist die Basedow-Krankheit. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Die Immunabwehr bildet fälschlicherweise Antikörper, die sich an die Schilddrüsenzellen binden. Das führt dazu, dass diese Zellen mehr Schilddrüsenhormone herstellen und ins Blut abgeben als üblich. Typisch für die Basedow-Krankheit sind neben der Überfunktion Augenprobleme, unter anderem mit einem Hervortreten der Augäpfel, und ein beschleunigter Herzschlag.

Wie häufig tritt eine Schilddrüsenüberfunktion auf?

Eine von 100 Personen hat eine Schilddrüsenüberfunktion. In der Regel tritt sie im Erwachsenenalter das erste Mal auf. Frauen sind öfter betroffen als Männer. 

Folgen einer Schilddrüsenüberfunktion: Was passiert, wenn sie nicht behandelt wird?

Unbehandelt kann die Schilddrüsenüberfunktion zu verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, beispielsweise zu Herz-Rhythmus-Störungen wie Vorhofflimmern.

Die Knochen werden im Verlauf der Krankheit anfälliger für Osteoporose und damit für Brüche, da eine Hyperthyreose den Knochenumbau beschleunigt und somit die Knochendichte verringert.

Die sogenannte thyreotoxische Krise ist eine seltene Folge der Schilddrüsenüberfunktion, bei der sich die Hyperthyreose plötzlich verschlechtert. Ursache kann das Zuführen einer großen Menge Jod auf einmal sein, beispielsweise durch Medikamente oder Kontrastmittel. Anzeichen sind hohes Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Unruhe, Herzrasen und Bewusstseinsstörungen bis hin zu Ohnmacht und Koma. Die thyreotoxische Krise ist lebensbedrohlich und muss intensivmedizinisch behandelt werden.

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Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion: Wie erkennen Ärztinnen und Ärzte eine Hyperthyreose?

Um eine Schilddrüsenüberfunktion festzustellen, fragt die Hausärztin oder der Hausarzt nach Beschwerden und tastet die Schilddrüse ab, um zu prüfen, ob diese vergrößert ist.

Wesentlich für die Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion ist ein Test der Blutwerte. Der TSH-Wert im Blut gibt Ärztinnen und Ärzten erste Hinweise darauf, ob die Schilddrüse normal arbeitet. Ist er zu niedrig, kann das auf eine Überfunktion hindeuten. Doch ein niedriger TSH-Wert allein ist nicht entscheidend dafür, ob eine Behandlung nötig ist. Wenn gleichzeitig die Konzentration der Schilddrüsenhormone T3 und T4 im Blut zu hoch ist, spricht das für eine Schilddrüsenüberfunktion. Ob die Basedow-Krankheit vorliegt, erkennen Ärztinnen und Ärzte an bestimmten Antikörpern im Blut.

Schilddrüsenwerte wie TSH, T3 und T4 können im Tagesverlauf oder mit dem Alter schwanken. Deshalb werden mehrere Blutproben abgenommen – und zwar möglichst jeweils zur gleichen Uhrzeit, idealerweise morgens vor dem Frühstück. Nach der ersten Blutentnahme folgt die zweite etwa zwei bis drei Monate später.

Auch eine Ultraschalluntersuchung und seltener eine sogenannte Szintigrafie kommen infrage. Sie können Aufschluss über die Funktion der Schilddrüse geben. Damit lassen sich „kalte“ Knoten, die ihre Funktion nahezu eingestellt haben, von „warmen“ oder „heißen“ Knoten unterscheiden.

Eine Ärztin tastet den Hals einer Patientin ab, um die Größe der Schilddrüse festzustellen. Ist sie vergrößert, kann das ein Symptom einer Schilddrüsenüberfunktion sein.

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kann die Schilddrüse vergrößert sein. Deshalb tasten Ärztinnen und Ärzte sie für die Diagnose ab.

Die Szintigrafie der Schilddrüse ist ein bildgebendes Verfahren, das zeigen kann, wie aktiv die Schilddrüse ist. Dafür verabreichen Ärzte und Ärztinnen den Betroffenen eine geringe Menge radioaktiver Substanz durch eine Infusion in die Armvene. Die Substanz verhält sich ähnlich wie natürliches Jod und macht sich eine Eigenschaft der Schilddrüse zunutze: Je aktiver ein Bereich des Organs ist, desto mehr Jod sammelt sich dort an.

Die Szintigrafie erzeugt ein farbiges Abbild der Schilddrüse (Szintigramm). Besonders aktive Bereiche werden orange bis rot dargestellt und deshalb als heiße Knoten bezeichnet. Weniger aktives bis funktionsloses Schilddrüsengewebe ist auf dem Szintigramm bläulich und wird kalter Knoten genannt.

Wie wird eine Schilddrüsenüberfunktion behandelt?

Üblicherweise wird die Überproduktion von Hormonen bei einer Schilddrüsenüberfunktion mit Tabletten gebremst, die Thyreostatika heißen. Folgeerkrankungen durch die Hyperthyreose wie beispielsweise Herz-Rhythmus-Störungen werden eventuell gesondert behandelt, etwa mit Betablockern.

Sind die Schilddrüsenmedikamente nicht ausreichend wirksam, kommt eine Operation infrage. Bei einem einzelnen heißen Knoten wird das übermäßig aktive Gewebe entfernt. Bei mehreren Knoten und einer stark vergrößerten Schilddrüse wird das gesamte Organ entnommen.

Alternativ kommt bei der Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion in manchen Fällen eine Radiojodtherapie in Betracht. Dabei nimmt der Patient oder die Patientin radioaktives Jod ein, das sich in der Schilddrüse ansammelt, überaktives Gewebe bestrahlt und so gezielt abbaut.

Wird die Schilddrüse ganz oder teilweise entfernt oder zerstört, kann es anschließend nötig sein, die Schilddrüsenhormone mit Tabletten zu ersetzen, um einer Schilddrüsenunterfunktion entgegenzuwirken.

In einigen Fällen gleicht die Schilddrüse eine Fehlfunktion von allein aus. Doch in der Regel nehmen die Symptome im Laufe der Zeit zu und das Risiko für Folgeerkrankungen steigt.

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Was ist eine latente Hyperthyreose?

Von einer subklinischen oder latenten Schilddrüsenüberfunktion sprechen Fachleute, wenn der TSH-Wert niedrig ist, aber die Menge der produzierten Hormone im Normbereich liegt. Eine latente Hyperthyreose verursacht keine Beschwerden. Es ist noch nicht abschließend geklärt, ob sie behandelt werden sollte. Ärztinnen und Ärzte entscheiden gemeinsam mit den Betroffenen, ob eine Behandlung ratsam ist.

Im Gegensatz zu einer latenten Schilddrüsenüberfunktion ist bei der oben beschriebenen manifesten Schilddrüsenüberfunktion der TSH-Wert niedrig, die Werte von T3 und T4 sind erhöht und es treten die typischen Beschwerden einer Überfunktion auf.

Was kann ich selbst für eine gesunde Schilddrüse tun?

Unabhängig von der Behandlung wird empfohlen, dass Menschen mit einer Schilddrüsen-Fehlfunktion ihre Schilddrüsenwerte regelmäßig messen lassen. Bei diesen Kontrollterminen können Ärztinnen und Ärzte mögliche Veränderungen der Schilddrüse frühzeitig erkennen. Anfangs liegen üblicherweise drei bis sechs Monate zwischen den Terminen, später etwa ein Jahr.

Manche Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion fragen sich, worauf sie bei der Einnahme von Jod achten sollten. Ist es etwa sinnvoll, zusätzliches Jod einzunehmen – beispielsweise als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Tropfen oder Tabletten? Der Nutzen dieser Mittel ist nicht belegt. Hochdosiert kann Jod die Beschwerden der Schilddrüse sogar erhöhen.

Jod ist auch in vielen Nahrungsmitteln enthalten, wie etwa in jodiertem Speisesalz, Seefisch und Sushi, und ist in dieser Form Teil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Über Speisen kann man in der Regel weder zu wenig noch zu viel Jod zu sich nehmen.

Eine ausgewogene Ernährung und Bewegung im Alltag tragen zu einem besseren Wohlbefinden und einem gesunden Körpergewicht bei.

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