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Japanische Enzephalitis – Infektion des Gehirns im asiatischen Raum

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Redaktion

  • Birgit Frohn, Diplom-Biologin

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Die Japanische Enzephalitis ist im asiatischen Raum die bedeutendste virale Infektion des Gehirns. Sie kann zu einer Gehirnentzündung mit schweren Folgeschäden führen. Auslöser der Erkrankung sind die Japanische-Enzephalitis-Viren (JE-V), die von Stechmücken übertragen werden. Bislang gibt es keine wirksame Therapie gegen die Japanische Enzephalitis. Der einzige Schutz besteht in einer Impfung.

Eine Frau mit einem Handtuch in den Haaren hält sich die Hand an den Kopf

Die Symptome einer japanischen Enzephalitis können den Beschwerden einer Grippe ähneln.

Über die Hälfte der Weltbevölkerung ist ständig der Gefahr einer Infektion mit dem Japanische-Enzephalitis-Virus ausgesetzt. Dies betrifft somit über vier Milliarden Menschen. Allerdings entwickelt nicht jeder der Infizierten eine Japanische Enzephalitis, denn nur einer von 250 Infizierten wird auch tatsächlich krank. In den milderen Fällen geht die Infektion oft unbemerkt mit nur leichten Symptomen vorüber.

Auch bei den Patienten mit Krankheitssymptomen gibt es unterschiedliche Verläufe. Bei einem Drittel verläuft die Infektion mit den Viren sehr schwer. Dann ist das zentrale Nervensystem – Gehirn oder Rückenmark – von der Erkrankung betroffen, was schwerwiegende Konsequenzen haben kann. So erleiden 30 bis 50 Prozent der Patienten körperliche und neurologische Folgeschäden.

Diese sind oftmals nicht heilbar, sodass es zu bleibenden Behinderungen kommt. Bei den schweren Verläufen der Japanischen Enzephalitis ist die Sterblichkeit sehr hoch – ein Drittel der Betroffenen überlebt die Erkrankung nicht.

Wo kommt die Japanische Enzephalitis vor?

Die Mücken, welche die JE-V übertragen, kommen vor allem in Reisanbaugebieten vor. Die Risikogebiete liegen daher hauptsächlich im asiatischen Bereich und erstrecken sich von Ost- über Südost- bis nach Südasien. Mittlerweile breitet sich die Japanische Enzephalitis jedoch auch in andere Regionen aus. So besteht inzwischen auch im Norden Australiens ein Infektionsrisiko.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von 68.000 Erkrankungen weltweit pro Jahr mit 13.600 bis 20.400 Todesfällen aus.

Wie erfolgt eine Ansteckung?

Die Japanische-Enzephalitis-Viren, die zu den sogenannten Flavi-Viren gehören, werden von Stechmücken der Gattung Culex übertragen. Diese sind nachtaktiv und brüten in Reisfeldern und Sümpfen. Die Gefahr von einer infizierten Mücke gestochen zu werden, ist in ländlichen Regionen größer als in den Städten.


Die Viren befallen Schweine, verschiedene wilde Vögel und Nagetiere. Wenn die Mücke ein infiziertes Tier sticht, infiziert sie sich auch selbst und wird anschließend zum Überträger der Viren. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt.

Symptome der Japanischen Enzephalitis

Die Inkubationszeit ist recht unterschiedlich. Bis die Erkrankung nach der Infektion mit den JE-V ausbricht, dauert es etwa fünf bis 15 Tage.

Zunächst grippeähnliche Beschwerden

Zuerst vermehren sich die Viren in der Haut und den Lymphknoten. Zusätzlich können auch Muskel- oder Drüsengewebe betroffen sein. In diesem Stadium leiden die Patienten an grippeähnlichen Symptomen wie Fieber und Kopfschmerzen. Besonders Kinder leiden zusätzlich an Magen-Darm-Beschwerden mit Erbrechen.

Angriff im Gehirn

Nach zwei bis vier weiteren Tagen haben die JE-V das Gehirn erreicht. Dann beginnen sich neurologische Symptome zu entwickeln. Das Bewusstsein kann bis hin zu komatösen Zuständen massiv gestört sein. Es kann zu spastischen Lähmungen und Krämpfen kommen. Die Beschwerden können durch Zittern, Muskelsteifigkeit und Gangstörungen auch einer Parkinson-Erkrankung ähneln.


Welche Symptome im Einzelnen auftreten, hängt davon ab, welcher Gehirnbereich betroffen ist. Besonders schwerwiegend ist die Entzündung im sogenannten Hirnstamm. Denn von hier aus werden lebenswichtige Funktionen wie Blutkreislauf und Atmung gesteuert. Kommt es in diesen Regulationszentren zu Störungen, kann dies verständlicherweise schwerwiegende Komplikationen verursachen. Je schwerer diese sind, desto geringer ist die Überlebenswahrscheinlichkeit und desto höher ist auch die Gefahr von Langzeitschäden.

Mögliche Folgeerkrankungen

Bei erkrankten Personen, die Entzündungen im Gehirn oder Rückenmark erlitten haben, kommt es oft nicht zu einer kompletten Rückbildung der Symptome. Zu den Langzeitfolgen gehören Bewegungsstörungen, Lähmungen und Krampfanfälle, welche die Patienten für den Rest ihres Lebens begleiten können. Zudem leiden die Betroffenen oftmals noch lange, mitunter über Jahre, an neurologischen und psychischen Erkrankungen.

Wie wird die Japanischen Enzephalitis diagnostiziert?

Die JE-V lassen sich im Hirnwasser, dem sogenannten Liquor, sowie im Blut nachweisen. Dies ist jedoch nicht einfach. Am besten gelingt der Nachweis der Viren in der frühen Krankheitsphase, bevor das Gehirn betroffen ist. Zu diesem Zeitpunkt sind die Symptome meist noch unspezifisch. Wenn das Virus das Gehirn erreicht hat, ist es oft nur noch schwer im Blut nachzuweisen.


Bei der Diagnose ist es wichtig, dass schnellstmöglich andere Ursachen für die Hirnentzündung, wie bakterielle Infektionen, ausgeschlossen werden. Ansonsten würde unter Umständen kostbare Zeit vergehen, um etwa eine antibiotische Behandlung einzuleiten.

Behandlungsmöglichkeiten

Es gibt bislang keine Medikamente, die direkt gegen die Japanische Enzephalitis wirken. Medikamente können einzig helfen, die Symptome zu lindern.
Bei schweren Verläufen ist meist eine Behandlung auf der Intensivstation erforderlich. Vor allem der Hirndruck muss gut überwacht und eventuell reduziert werden. Es ist essentiell, dass schnellstmöglich eine intensivmedizinische Therapie begonnen wird, um die Überlebenswahrscheinlichkeit zu erhöhen und das Risiko von Spätfolgen zu senken.

Wie kann ich mich gegen die Japanische Enzephalitis schützen?

Die Impfung gegen das Japanische-Enzephalitis-Virus ist derzeit die beste Vorbeugung gegen die Krankheit. Bei dem Impfstoff handelt es sich um einen sogenannten Totimpfstoff, der inaktivierte Viren enthält.
Zusätzlich ist unbedingt auch auf einen guten Mückenschutz zu achten. Dazu zählen eine körperbedeckende Kleidung, Mückenschutzmittel und Moskitonetze.

Die Kleidung sollte stets hell sein, da dunkle Farben die Mücken anziehen.
Besondere Vorsicht ist vor allem nachts und in der Dämmerung im Freien geboten. Denn die Stechmücken, welche die Japanische Enzephalitis übertragen, sind – ebenso wie malariaübertragende Mücken – dämmerungs- und nachtaktiv.

Wann und wie oft sollte man impfen?

Die Impfung gegen JE-V kann ab dem zweiten Lebensmonat verabreicht werden. Für die Grundimmunisierung sind zwei Impfungen notwendig, die im Abstand von 28 Tagen verabreicht werden. Ist eine schnelle Impfung erforderlich, kann die zweite Impfung bei Erwachsenen auch schon nach einer Woche gegeben werden. Bei Kindern wird diese Schnellimmunisierung nicht empfohlen.

Wenn die Grundimmunisierung nicht mit der zweiten Dosis abgeschlossen wurde, ist womöglich kein vollständiger Impfschutz gegeben. Nach zwei Impfungen beginnt der Impfschutz etwa zehn Tage nach der zweiten Dosis. Daher muss auch bei dem schnellen Impfschema etwa drei Wochen vor Antritt einer Reise mit der Impfung begonnen werden.

Dauer des Impfschutzes unbekannt

Es ist noch nicht genau bekannt, wie lange der Impfschutz gegen JE-V anhält. Erwachsenen wird empfohlen, die Impfung bei einer Schnellimmunisierung nach zwölf und nach einer klassischen Grundimmunisierung nach zwölf bis 14 Monaten aufzufrischen. Es wird vermutet, dass weitere Auffrischimpfungen dann nur noch alle zehn Jahre notwendig sind.

Bei Kindern kann man aufgrund fehlender Daten nicht mit Sicherheit sagen, ob nach der ersten Auffrischung ein Impfschutz über die nächsten zwei Jahre hinaus besteht. In diesen Fällen ist eine individuelle Beratung notwendig.

Wann ist eine Reiseschutzimpfung wichtig?

Da die Mücken nicht nur während der Regenzeit aktiv sind, ist eine Impfung zwar insbesondere für Aufenthalte während der Regenzeit, aber ansonsten auch ganzjährig zu erwägen. Die Regenzeit liegt im asiatischen Raum zwischen Mai bis November.
Ob im Einzelfall eine Impfung sinnvoll sein kann, hängt von individuellen Faktoren ab. Bei Reisen in ländliche Regionen ist das Risiko für eine Infektion erhöht. Ebenso spielen die Temperatur im Urlaubsland und die Dauer des Aufenthaltes eine Rolle.

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Der Barmer Teledoktor bietet allen Versicherten eine kostenfreie individuelle Beratung zu notwendigen Impfungen für das jeweilige Reiseziel. Sie erreichen den Barmer Teledoktor über die Teledoktor-App oder über die Hotline 0800 3333 500. Hinweis: Die Barmer übernimmt 100 Prozent der Kosten für alle Reiseschutzimpfungen.

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