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Hepatitis B: Ansteckung, Symptome, Vorbeugung

Lesedauer unter 8 Minuten

Redaktion

  • Birgit Frohn, Diplom-Biologin

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Bei Hepatitis B handelt es sich um eine Entzündung der Leber, die durch eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus verursacht wird. Sie zählt zu den am häufigsten vorkommenden Infektionskrankheiten weltweit. Eine Hepatitis B kann chronisch werden und schwere Folgeerkrankungen wie beispielsweise Leberkrebs nach sich ziehen.

Etwa zwei Milliarden Menschen rund um den Globus waren bereits einmal mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sind weltweit rund 257 Millionen Menschen chronisch an Hepatitis B erkrankt. 

Wo kommt Hepatitis B vor?

Am häufigsten tritt diese Infektionskrankheit in Subsahara-Afrika und Ostasien auf, gefolgt vom Amazonas-Gebiet und den südlichen Regionen Ost- und Zentraleuropas. In den Industrienationen ist die Infektionsrate deutlich geringer: So sind in Westeuropa und Nordamerika weniger als ein Prozent der Bevölkerung chronisch mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert. Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden in Deutschland im Jahr 2017 etwa 3.600 Ansteckungen mit dem Hepatitis-B-Virus gemeldet.

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Hepatitis B mit hartnäckigen Erregern

Das Hepatitis-B-Virus, kurz HBV genannt, gehört zu jenen Viren, die besonders hart im Nehmen sind. Es ist äußerst widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen: Sowohl extrem hohe als auch extrem niedrige Temperaturen übersteht es schadlos. Problematisch ist weiterhin, dass herkömmliche Desinfektionsmittel gegen dieses Virus nur wenig ausrichten können.

Anders als eine Hepatitis A kann eine Hepatitis B bei einem Teil der Infizierten zu einer chronischen Erkrankung werden. Bei den Betroffenen verbleibt das Virus im Körper und vermehrt sich in den Zellen der Leber immer weiter. 

Wie erfolgt eine Ansteckung mit Hepatitis B?

Hepatitis-B-Viren werden über Körperflüssigkeiten übertragen. Dazu zählen Blut, Speichel und Tränenflüssigkeit sowie Sperma und Vaginalsekret. Letztere spielen eine besondere Rolle, denn beim Geschlechtsverkehr ist die Infektionsrate am höchsten.

Auch im Urin, im Magensaft und in der Muttermilch können sich Hepatitis-B-Viren befinden. So kann es vorkommen, dass Mütter ihr Kind bereits bei der Geburt anstecken oder dass das Baby die Viren beim Stillen über die Milch aufnimmt.

Wer frisch mit dem HBV infiziert ist, steckt andere besonders schnell an. Das Problem ist, dass eine infizierte Person bereits ansteckend sein kann, weit bevor die Erkrankung bei ihr ausbricht. Da die Zeitspanne zwischen der Infektion und dem ersten Auftreten von Symptomen mit sechzig bis hundertzwanzig Tagen sehr lang ist, vergeht viel Zeit, in der das Virus unbemerkt andere Menschen anstecken kann.

Die Ansteckungsdauer ist unterschiedlich

Wie lange Ansteckungsgefahr besteht, hängt davon ab, wie die Erkrankung verläuft. Bei einer akuten Hepatitis B sinkt das Ansteckungsrisiko kontinuierlich, da die Zahl der vermehrungsfähigen Viren im Körper des Patienten fortlaufend weniger wird. Das ist bei gut neunzig Prozent der erwachsenen Patienten der Fall.

Bei einem chronischen Verlauf hingegen können die Patienten unter Umständen ihr Leben lang für andere Menschen ansteckend sein. 

In Deutschland muss jeder behandelnde Arzt oder Ärztin dem zuständigen Gesundheitsamt den Namen von Patienten melden, bei denen der Verdacht auf eine Hepatitis B besteht oder die Infektion bereits nachgewiesen ist. Auch Todesfälle durch die Erkrankung müssen dem Gesundheitsamt namentlich mitgeteilt werden. Die Gesundheitsämter leiten die Daten an das Robert Koch-Institut weiter, welches sie statistisch erfasst.

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Was sind Symptome einer Hepatitis B?

Wie lange es dauert, bis erste Symptome auftreten, hängt von der Stärke des Immunsystems, dem Übertragungsweg und der Anzahl der übertragenen Viren, der sogenannten Viruslast, ab.

Die Beschwerden, die Hepatitis-B-Viren dann verursachen, sind zunächst oftmals recht unspezifisch. So lassen Appetitlosigkeit, Gelenkschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit, Erbrechen und Fieber zunächst eher eine Magen-Darm-Infektion oder Erkältung vermuten. Eine Hepatitis-B-Infektion kann sogar unbemerkt verlaufen und spontan von alleine ausheilen.

Bei einem Drittel der Infizierten kommt es allerdings nach drei bis zehn Tagen zu einer etwa vier Wochen andauernden Gelbsucht. In dieser Phase, die Mediziner als ikterisch bezeichnen, vergrößert sich die Leber, entzündet sich und ist dann nur noch eingeschränkt funktionsfähig.

Chronifizierung: die große Gefahr

Das Tückische an einer Hepatitis-B-Infektion ist, dass sie einen chronischen Verlauf nehmen kann. Davon sprechen Mediziner dann, wenn die Entzündung der Leber auch nach sechs Monaten noch nicht ausgeheilt ist.

Bei einem solchen chronischen Verlauf einer Hepatitis B kann es zu Leberkrebs sowie zu einer Leberzirrhose kommen. Bei der Leberzirrhose wird das gesunde Gewebe der Leber durch funktionsloses Bindegewebe ersetzt. Die Leber verhärtet sich, schrumpft und kann den Stoffwechsel nicht mehr bei seinen lebenswichtigen Entgiftungs- und Verdauungsfunktionen unterstützen.

Leberversagen bei Hepatitis B: eine medizinische Herausforderung

Im schlimmsten Fall kann es als Folge einer Hepatitis B zum Leberversagen kommen. Dieses kann tödlich enden. Die einzig mögliche Überlebenshilfe besteht in einer Lebertransplantation. Da sich die Hepatitis-B-Viren jedoch im Blut und in den Körperflüssigkeiten des Patienten befinden, darf die neue Leber nicht erneut angesteckt werden.

Zusätzlich muss darauf geachtet werden, dass der Körper die neue Leber nicht abstößt. Beides ist medizinisch gesehen eine Gratwanderung.

Denn um die erwähnten Abstoßungsreaktionen zu verhindern, muss das Immunsystem mit speziellen Medikamenten, den sogenannten Immunsuppressiva, heruntergefahren werden. Das wiederum erleichtert allerdings den Hepatitis-B-Viren ihr Spiel. Um ihnen das zu verderben, erhalten die Patienten Antikörper, die sich gegen die Viren richten, sowie Medikamente, welche die Virusvermehrung hemmen.

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Wie wird Hepatitis B diagnostiziert?

Bei Verdacht auf eine Infektion mit Hepatitis-B-Viren führt der Arzt eine Blutuntersuchung durch. Denn die Leberentzündung äußert sich vor allem über erhöhte Leberwerte. Da eine Entzündung der Leber jedoch verschiedene Ursachen haben kann, ist zudem der Nachweis spezifischer Antikörper und Virusbestandteile (HBs-Antigene) im Blut notwendig. Diese Substanzen bildet der Körper, um die Viren abzuwehren. 

Wie wird Hepatitis B behandelt?

Da eine akute Hepatitis-B-Infektion häufig spontan von selbst ausheilen kann, ist eine Therapie, die gezielt die Viren bekämpft, meist nicht notwendig. Es genügt, wenn die Patienten Bettruhe einhalten und auf eine kohlenhydratreiche sowie fettarme Kost achten. Alkohol ist in dieser Zeit auch in kleinen Mengen tabu. Gegen Übelkeit und Schmerzen werden entsprechende Medikamente verordnet.

Wer an weiteren Erkrankungen leidet und dagegen Medikamente einnimmt, die als Nebenwirkung die Leber belasten, wird vom Arzt eventuell auf andere Medikamente umgestellt.

Behandlung der chronischen Hepatitis B

Bei einer chronischen Hepatitis B muss das Immunsystem gezielt unterstützt werden, um sich gegen die Viren erfolgreich wehren zu können. Dazu werden zunächst sogenannte Interferone wie das Interferon-α eingesetzt. Diese Wirkstoffe verstärken die Abwehrreaktion des Körpers. Dazu müssen sie für die Dauer von etwa 48 Wochen eingenommen werden.

Wenn Patienten die Interferon-Therapie nicht vertragen, kommen antivirale Arzneimittel zur Anwendung. Diese töten die Viren nicht ab, sondern hemmen nur deren Vermehrung. Dafür werden beispielsweise die Wirkstoffe Entecavir, Tenofovir, Lamivudin oder Telbivudin eingesetzt.

Setzt der Patient diese Medikamente jedoch ab, erhalten die Viren wieder die Chance, sich zu vermehren und zu verändern. Diese Veränderungen können dazu führen, dass das Medikament den Viren nichts mehr anhaben kann. Denn sie sind dann resistent gegen den betreffenden Wirkstoff geworden. Deshalb muss die Einnahme dieser antiviralen Arzneimittel lebenslang erfolgen.

Gibt es zum Schutz eine Impfung gegen Hepatitis B?

Der beste Schutz gegen diese so häufige Infektionskrankheit besteht in einer Impfung gegen die Hepatitis-B-Viren. Sie übertrifft im Hinblick auf die Sicherheit alle sonstigen Vorsichtsmaßnahmen.

Für diesen hochwirksamen Schutz gibt es unterschiedliche Impfstoffe:

  • Impfstoffe, die nur eine Komponente gegen Hepatitis B enthalten,
  • Impfstoffe, die gleichzeitig gegen Hepatitis A und B schützen, und
  • Sechsfachimpfstoffe, die neben Hepatitis B auch noch gegen fünf weitere Krankheiten immunisieren.

Zur vollständigen Grundimmunisierung sind je nach Impfstoff drei bis vier Dosen notwendig. 

Wann und wie oft sollte man gegen Hepatitis B impfen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, Säuglinge und Kinder routinemäßig gegen Hepatitis B impfen zu lassen. Bei Säuglingen sieht der Impfplan der Ständigen Impfkommission jeweils eine Impfung in den Lebensmonaten zwei, vier und elf vor. Für Frühgeborene wird eine weitere Impfdosis mit drei Monaten empfohlen. Wer die Impfung verpasst hat, kann sich bis zum 18. Lebensjahr routinemäßig nachimpfen lassen.

Eine Impfung ab dem 18. Lebensjahr empfiehlt die Ständige Impfkommission dann nur noch für Risikogruppen. Das heißt, wenn medizinische Gründe für eine Impfung sprechen oder ein hohes Ansteckungsrisiko besteht. Das gilt etwa für Patienten, die eine Dialyse erhalten müssen oder HIV-positiv sind.

Auch wer mit einer Person zusammenlebt, die an Hepatitis B erkrankt ist, oder als Arzt oder Pflegepersonal mit Blut und Körperflüssigkeiten in Kontakt kommt, sollte sich mit einer Impfung schützen.

Die Barmer übernimmt die Kosten der Hepatitis-B-Impfung für Erwachsene, die zu einer Risikogruppe zählen, oder im Rahmen einer Reiseimpfung.

Impfschema Hepatitis B

Bei Jugendlichen und Erwachsenen erfolgt die Gabe der zweiten Dosis einen Monat nach der ersten. Die Wirkung beginnt schon zwei Wochen nach der zweiten Impfung. Allerdings ist es für den Langzeitschutz besser, die Grundimmunisierung mit einer dritten Impfung abzuschließen. Die dritte Dosis wird ein halbes Jahr nach der ersten Impfdosis verabreicht. Bei Erwachsenen ist auch eine Schnellimmunisierung möglich – beispielsweise vor einer Reise mit drei Impfdosen innerhalb von drei Wochen. 

Bei Anwendung dieses Schemas wird allerdings eine vierte Dosis zwölf Monate nach der ersten Impfung empfohlen.
Auffrischimpfungen werden weder für Kinder noch für Erwachsene als notwendig erachtet, da ein lebenslanger Schutz vermutet wird.

Warum ist eine Reiseschutzimpfung so wichtig?

Wer bewusst auf eine Hepatitis-B-Impfung verzichtet, riskiert die Ansteckung mit einer schweren bis lebensbedrohlichen Erkrankung. Dabei ist die Impfung gut verträglich und wird von der Barmer auch für private Reisen bezahlt. Schwere Nebenwirkungen sind bei gesunden Menschen nicht bekannt.

Dennoch gilt selbstverständlich, dass Sie sich trotz des Impfschutzes gegen Hepatitis B weiterhin schützen sollten. Auch wer gegen Hepatitis B geimpft ist, sollte daran denken, dass nicht nur diese Krankheit durch Blut und Sexualkontakte übertragen wird. Für ein neues Tattoo oder Piercing sollte immer ein Studio mit höchsten hygienischen Bedingungen ausgewählt werden. Und selbst ein Besuch beim Friseur oder der Kosmetikerin kann ungewünschte Folgen haben, wenn Scheren und Nagelfeilen nicht genügend gereinigt sind.

Neben Hepatitis B gibt es außerdem viele andere schwere Infektionskrankheiten wie AIDS, Syphilis oder auch Tripper, welche über Körperflüssigkeiten wie Blut und entsprechend auch beim Geschlechtsverkehr übertragen werden können.

Kostenlose medizinische Beratung zu Reiseschutzimpfungen

Mit der Barmer Teledoktor-App können Sie eine kostenlose und individuelle Beratung zu notwendigen Impfungen für das jeweilige Reiseziel durchführen. Einfach die Beratung in der App starten.

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