Krankheiten von A bis Z

Cholera – Vorsicht bei Trinkwasser und Nahrung in Risikoregionen

Lesedauer unter 6 Minuten

Redaktion

  • Birgit Frohn, Diplom-Biologin

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Cholera ist eine schwere bakterielle Infektion, die überwiegend den Dünndarm betrifft. Verursacht wird sie durch das Bakterium Vibrio cholerae. Die Ansteckung erfolgt häufig über verunreinigtes Trinkwasser oder infizierte Nahrung. Die Bakterien können gefährlich starken Durchfall und häufiges Erbrechen auslösen. Dies führt meist zu einem großen Flüssigkeitsverlust und Bauchschmerzen.

Zwei Kinder trinken aus einer öffentlichen Quelle

Die Ansteckung mit Cholera erfolgt häufig über verunreinigtes Trinkwasser.

Die Cholera ist eine der ältesten Erkrankungen, von der uns schriftliche Belege überliefert sind. So wurde sie bereits im 6. Jahrhundert vor Christus in altindischen Medizintexten beschrieben. Von Indien und Südostasien gelangte die Darmerkrankung schließlich im 19. Jahrhundert nach Europa. Ab diesem Zeitpunkt brachen in nahezu allen europäischen Ländern wiederholt große Seuchen aus, in deren Zuge die Cholera enorm viele Menschenleben forderte.

Nach der Entdeckung der Erreger, den Bakterien Vibrio cholerae, Ende des 19. Jahrhunderts konnte man gezielter gegen die Cholera vorgehen. Insbesondere der Aufbau von Abwassersystemen führte in Europa dann zur Eindämmung der Erkrankung.

Wo kommt Cholera vor?

Hierzulande ist die Darmerkrankung nicht mehr verbreitet. In Teilen Asiens, im Mittleren Osten, in Afrika, Süd- und Mittelamerika kommt sie allerdings noch immer vor. Eine Cholera-Impfung wird jedoch selbst bei Reisen in Choleragebieten nur bedingt empfohlen.

Wie kann man sich mit Cholera anstecken?

Die Ansteckung erfolgt in der Regel nicht von Mensch zu Mensch, sondern über kontaminiertes Wasser und kontaminierte Nahrungsmittel.

Anders als viele andere Infektionskrankheiten, die mit Durchfall einhergehen, ist Cholera nicht sehr ansteckend, denn es sind vergleichsweise viele Keime notwendig, um sich zu infizieren. Erst wenn die Magensäure nicht mehr ausreicht, um die Cholera-Bakterien abzutöten, können sie in den Dünndarm gelangen.

Die Bakterien durchdringen die Darmwand nicht, verbleiben daher im Innenraum des Darms und produzieren ein gefährliches Gift (Toxin). Dieses bewirkt, dass im Dünndarm hohe Mengen Salz und Wasser gebunden und als wässriger Durchfall ausgeschieden werden.  

Natürliche Immunität
Viele Menschen, die in einem Cholera-gefährdetem Gebiet leben, werden mit der Zeit immun gegen die Erreger. Sie entwickeln also eine natürliche Immunität gegen die Krankheit und zeigen keine Symptome.

Was sind die Symptome einer Cholera-Erkrankung?

Die ersten Krankheitszeichen zeigen sich bereits wenige Tage nach der Infektion mit den Erregern. Nicht alle Menschen, die sich mit Cholera-Bakterien infiziert haben, erkranken auch daran. Viele bemerken die Infektion nicht einmal oder erleben nur einen leichten Verlauf. Dieser geht mit leichten Durchfällen und Bauchkrämpfen einher. In wenigen Tagen ist die Erkrankung dann in der Regel wieder überstanden – ohne medikamentöse Behandlung.

Zwei Wochen nach Abklingen der Beschwerden sind die Cholera-Bakterien nicht mehr im Stuhl nachweisbar.

Schwere Verläufe sind lebensbedrohlich

Es gibt jedoch auch Fälle, in denen die Cholera überaus gefährlich werden kann – dann, wenn sie in ihrer vollen Ausprägung auftritt. In diesen Fällen kommt es binnen kurzer Zeit zu enorm starken wässrigen Durchfällen und Erbrechen, allerdings ohne Fieber. Aufgrund der hohen Flüssigkeits- und Elektrolytverluste haben die Patienten großen Durst, Muskelkrämpfe und sind sehr schwach. Die Augen fallen ein und die Haut an den Händen bildet Falten.

Der große Wasser- und Elektrolytverlust muss unbedingt kompensiert werden, da ansonsten die Nieren versagen können und es zu einem Schock und Koma mit tödlichem Ausgang kommen kann.

Was sind mögliche Folgeerkrankungen?

Werden die hohen Flüssigkeits- und Elektrolytverluste bei den schweren Verläufen rechtzeitig ausreichend ausgeglichen, liegt die Sterblichkeitsrate unter einem Prozent. Unbehandelt versterben 50 Prozent der Patienten mit einer schweren Cholera.

Wie wird Cholera diagnostiziert?

Die Diagnose wird in erster Linie anhand der Symptome gestellt. Da die Erkrankung relativ schnell ausbricht, erkranken die Patienten schon während des Urlaubs oder kurz danach.

Die Bakterien können über eine Stuhlprobe nachgewiesen werden. Außerdem werden das Blut und der Urin untersucht, um das Ausmaß der Austrocknung und die Nierenfunktion festzustellen. Bei der Diagnose wird auch darauf geachtet, ob eine eventuell klinisch ähnliche Erkrankung vorliegt, die durch Escherichia coli, Salmonellen oder Shigellen verursacht ist. 

Wie kann Cholera behandelt werden?

Die Behandlung zielt vor allem darauf ab, den hohen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen. Dazu werden den Patienten spezielle Elektrolytlösungen verabreicht. Diese enthalten Natrium, Kalium und Traubenzucker und werden als Lösung getrunken. Bei schwerem Erbrechen bekommt der Patient die Elektrolytlösung als Infusion verabreicht.

Aufgrund der sehr hohen Flüssigkeitsverluste benötigen Erwachsene bis zu sechs Liter Elektrolytlösung am Tag.

Antibiotische Begleittherapie

Zusätzlich zur Elektrolytlösung erhalten die Patienten Antibiotika. Eingesetzt werden Antibiotika, die zur Gruppe der Chinolone und Tetracycline zählen, das sind unter anderem die Wirkstoffe Doxycyclin, Azithromycin, Furazolidon, Sulfamethoxazol/Trimethoprim oder Ciprofloxacin.

Die Gabe der Antibiotika dient dazu, die Durchfälle sowie das Erbrechen und damit den Flüssigkeitsverlust zu reduzieren. So kann über die antibiotische Behandlung das Stuhlvolumen um 50 Prozent reduziert und der Durchfall innerhalb von 48 Stunden behoben werden. Die Reduktion der Durchfälle ist auch deshalb wichtig, um die Ansteckungsgefahr für andere Personen zu verringern.

Wie kann ich mich gegen Cholera schützen?

Um eine Infektion mit Cholera zu vermeiden, sind hygienische Maßnahmen besonders wichtig. Vordergründig ist auf sauberes Trinkwasser zu achten. Zudem sollten Eiswürfel und Eis in Ländern mit einem niedrigen Hygienestandard besser nicht verzehrt werden. Ebenso sollte man besser auf Salate und Rohkost verzichten. Obst und Gemüse isst man sicherheitshalber nur geschält oder gekocht, Fleisch und Fisch nur gut durchgebraten oder gegrillt. Vorsicht ist auch vor Meeresfrüchten und ungekochten Nahrungsmitteln wie Milch und Molkereiprodukten geboten. Denn auch durch sie können die Cholera-Bakterien übertragen werden.

Tabu in Cholera-gefährdeten Gebieten ist außerdem das Schwimmen in öffentlichen Schwimmbädern, Seen und Flüssen. Denn wenn das Wasser dort verunreinigt ist und geschluckt wird, ist eine Cholera-Infektion möglich.

Impfung gegen Cholera

Im Vordergrund stehen strikt eingehaltene hygienische Maßnahmen zum Schutz vor Cholera. Die Notwendigkeit zur Impfung ist eher eine Ausnahme. So ist für viele Reiseländer eine Choleraimpfung nicht notwendig. Dennoch kann im Einzelfall eine Impfung sinnvoll sein. 

Schluckimpfung

Die Impfung gegen Cholera ist eine Schluckimpfung, bei der der Impfstoff in einer wässrigen Lösung getrunken wird. Es handelt sich um einen sogenannten Totimpfstoff. Er enthält abgetötete Cholera-Bakterien sowie Bestandteile des von Cholera-Bakterien produzierten Gifts.

Die Impfung ersetzt nicht konsequente Hygiene
Bei den Cholera-Bakterien gibt es die beiden infektiösen Untergruppen O1 und O139. Der Impfstoff schützt nur gegen O1. Deshalb kann die Impfung konsequente hygienische Maßnahmen nicht ersetzen. Die hygienischen Maßnahmen sind auch deshalb geboten, da die Cholera-Impfung nicht, wie früher angenommen, vor anderen Reisedurchfällen schützt. Aktuelle Daten konnten dies nicht belegen.

Wann und wie oft sollte man gegen Cholera impfen?

Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren erhalten zweimal eine Impfdosis, Kinder zwischen zwei bis sechs Jahren drei Dosen. Zwischen der Gabe der einzelnen Dosen sollte mindestens eine Woche Abstand liegen, maximal jedoch sechs Wochen.

Der Impfschutz beginnt etwa eine Woche nach der zweiten Dosis. Bei Erwachsenen wird nach zwei Jahren und bei Kindern unter sechs Jahren nach sechs Monaten eine einmalige Auffrischimpfung empfohlen.

Ist eine Reiseschutzimpfung wichtig?

Im Gegensatz zu vielen anderen Reiseimpfungen ist für viele Reisende eine Choleraimpfung nicht unbedingt notwendig. Denn das Risiko an Cholera zu erkranken, liegt für Touristen aus Europa und Nordamerika schätzungsweise bei zwei bis drei Fällen pro einer Million Reisenden.

Eine Impfung bietet sich daher eher nur für Personen an, die zum Beispiel in der Flüchtlings- und Katastrophenhilfe tätig sind oder sich in Endemiegebieten aufhalten, in denen eine gute Hygiene nicht möglich ist. Weiterhin kann eine Impfung bei Reisenden in Endemiegebiete erwogen werden, die zusätzlich an einer chronischen Erkrankung leiden; so beispielsweise an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, Diabetes mellitus sowie chronischer Nieren- oder Herzinsuffizienz.

Ihre Barmer unterstützt Sie dabei, gesund aus dem Urlaub zu kommen!

Der Barmer Teledoktor bietet allen Versicherten eine kostenfreie individuelle Beratung zu notwendigen Impfungen für das jeweilige Reiseziel. Sie erreichen den Barmer Teledoktor über die Teledoktor-App oder über die Hotline 0800 3333 500.

Mit dem Impfplaner im digitalen Gesundheitsmanager der Barmer haben Sie zusätzlich die Möglichkeit, alle Impftermine – auch für Ihre Urlaubsreise – im Blick zu behalten.

Literatur

Zertifizierung

Auf unsere Informationen können Sie sich verlassen. Sie sind hochwertig und zertifiziert. Dafür haben wir Brief und Siegel.