Krankheiten A-Z

Affenpocken: Ursprung, Symptome, Impfung und Schutz

Lesedauer unter 10 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Im Mai 2022 ist der erste Fall von Affenpocken (Monkeypox) in Deutschland aufgetreten. Mit der wachsenden Zahl an Fällen wächst auch die Verunsicherung vor einer neuen Pandemie. Wir erklären, wie gefährlich die Viruserkrankung ist, wie man sich vor ihr schützen kann und welche Unterschiede es zum Coronavirus gibt. 

Was sind Affenpocken?

Wer Affenpocken hat, hat sich mit dem Virus Monkeypox virus (Mpox) angesteckt. Die eher seltene aber seit gut 60 Jahren bekannte Erkrankung trat zunächst nur in Afrika auf. 2003 gelangte das Virus in die USA, vermutlich über den Import von Nagetieren. In Deutschland trat der erste Fall von Affenpocken im Mai 2022 in München auf. Weitere Fälle wurden in Großbritannien, Spanien, Portugal, Schweden und den USA bekannt.

Nach der Ansteckung dauert es in der Regel fünf Tage bis drei Wochen bis die ersten Symptome auftreten. Die Patienten leiden unter Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen. Die Lymphknoten sind geschwollen und die Patienten sind erschöpft. Einige Tage nachdem das Fieber ausbricht, entstehen Pocken auf der Haut, die im weiteren Verlauf ein Sekret bilden, verkrusten und dann abfallen.

Bei den meisten Patienten bilden sich die Pocken besonders im Gesicht, auf den Handflächen und Fußsohlen aus. Sie können sich aber auch über den gesamten Körper verteilen und auch die Schleimhäute im Mund und an den Augen können betroffen sein. Nur bei einigen Patienten bildeten sich die Pocken zuerst im Urogenitalbereich aus. Die Pocken können teilweise sehr stark jucken und auch schmerzhaft sein. Da die Pocken kein charakteristisches Aussehen haben und sich im Verlauf der Erkrankung verändern, wurden Ärztinnen und Ärzte sensibilisiert, bei Erkrankungen mit Pocken wie zum Beispiel Windpocken auch an Affenpocken zu denken.

Wie gefährlich sind Affenpocken?

Affenpocken sind nicht so gefährlich wie die Menschenpocken, die seit 1979 als ausgerottet gelten. Es kann zwar einige Wochen dauern, bis die Patienten wieder richtig fit sind, doch ist der Verlauf im Vergleich zu den Menschenpocken eher mild. Schwere Verläufe mit vielleicht einem tödlichen Ausgang werden nur sehr selten beobachtet. Betroffen von schweren Verläufen sind sehr junge Menschen und immungeschwächte Patienten.

Gefährlich werden kann es, wenn die Pocken aufgekratzt werden. Dann können Bakterien in die Wunden eindringen und zu weiteren Infektionen führen. Die Wunden schmerzen und entzünden sich. Dringen die Bakterien über die Wunde sogar bis das Körperinnere ein, muss das ohnehin schon geschwächte Immunsystem gegen eine weitere Erkrankung ankämpfen. Diese Doppelinfektionen werden auch als Superinfektionen bezeichnet.

Barmer Teledoktor - ärztlicher Rat via Videosprechstunde

Ein eher unbekanntes Virus wie das Affenpockenvirus löst bei vielen Menschen zunächst Verunsicherung aus. Der Barmer Teledoktor bietet Ihnen rund um die Uhr eine qualifizierte Beratung an und beantwortet Ihre Fragen - auch zum Thema Affenpocken. Sie erreichen unsere Expertinnen und Experten über die Teledoktor-App. 

Barmer Teledoktor-App

Wie werden Affenpocken übertragen?

Mpox (Affenpocken) werden durch Viren, den Affenpockenviren übertragen. Die Erkrankung wird von Tieren auf Menschen oder von Mensch zu Mensch übertragen. Träger der Viren sind insbesondere Nagetiere und Affen. Die Ansteckung von Mensch zu Mensch ist eher selten.

Eine Ansteckung ist durch Reiserückkehrer oder auch im eigenen Land möglich. Sie erfolgt bei einem engen Kontakt, wenn der Gesunde mit Körperflüssigkeiten oder Schorf des Erkrankten in Berührung kommt. Eine weitere Ansteckungsmöglichkeit besteht durch sexuelle Kontakte.

Wer sich mit Affenpocken (Mpox) infiziert hat, kann andere schon bevor sich die Pocken bilden anstecken. Dies geschieht über ausgeatmete Tröpfchen bei einem engen Gesichtskontakt. Die Übertragung über weite Entfernungen als Aerosol, also Flüssigkeitströpfchen in der Luft wie sie beim Coronavirus bekannt ist, erfolgt nicht beim Affenpockenvirus. 

Vorsicht ist allerdings geboten, wenn sich Infizierte im eigenen Haushalt befinden. Eine Ansteckung ist auch möglich über Kleidung, Bettwäsche, Handtücher oder Gegenstände wie Essgeschirr. Hat der Infizierte Wunden im Mund kann eine Ansteckung auch über den Speichel erfolgen.

In Deutschland besteht durch das Infektionsschutzgesetz eine ärztliche Meldepflicht. Ärztinnen und Ärzte müssen Patienten melden, die an Affenpocken erkrankt sind. Dadurch werden die diagnostizierten Fälle systematisch erfasst.

Wie ansteckend sind Affenpocken?

Da die Viren von Mensch zu Mensch nur über einen engen Kontakt übertragen werden, geht das Robert Koch Institut aktuell davon aus, dass der Ausbruch eher begrenzt bleiben werde und nicht größere Teile der Bevölkerung betroffen sein werden.

Im Gegensatz zu einer Corona-Infektion ist die Infektionskette bei den Affenpocken mit bis zu sechs Personen eher gering. Weiterhin werden die Affenpocken nicht wie Coronaviren großflächig über Aerosole verbreitet. Die Ansteckung erfolgt nur bei Kontakt mit dem Sekret der Pusteln und bei Schleimhautkontakt. Allerdings können schon kleinste Hautverletzungen und auch die Schleimhäute von Auge, Mund und Nase Eintrittspforte für die Viren sein. 

Eine Ansteckungsgefahr besteht, solange die Erkrankten Krankheitssymptome haben. Das ist ein Zeitraum von etwa zwei bis vier Wochen. Die Möglichkeit einer Ansteckung beginnt dabei nicht erst mit dem Auftreten der ersten Pocken, sondern bereits wenn der Erkrankte unter unspezifischen Krankheitssymptomen wie Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen leidet.

Die Wissenschaft geht jedoch nicht davon aus, dass sich nach Corona eine zweite Pandemie entwickelt. Die Situation wird aber sehr genau beobachtet.

Affenpocken - Darstellung

Eine Illustration von Pockenviren, zu dessen Gruppe auch Affenpocken gehören.

Wie lange dauert es, bis die ersten Symptome auftreten?

Die Inkubationszeit, das ist die Zeit bis zum Auftreten der ersten Symptome, beträgt in der Regel fünf Tage bis drei Wochen. Meist, jedoch nicht immer, beginnt die Erkrankung mit Erkältungsähnlichen Symptomen. Dazu zählen beipielsweise Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen. Die Lymphknoten können geschwollen sein und der Patient fühlt sich abgeschlagen. Daraufhin entstehen Flecken auf der Haut und teilweise auch auf den Schleimhäuten, die sich anschließend zu Pusteln entwickeln. 

Gibt es eine Impfung gegen Affenpocken?

Einen speziell gegen Affenpocken (Mpox) zugelassenen Impfstoff gab es in der EU zunächst nicht. Impfstoffe, die gegen Menschenpocken schützen, schützen allerdings auch gegen Affenpocken. Daher haben die USA und Kanada den Impfstoff, der gegen Menschenpocken schützt, für Ihre Länder auch gegen die Affenpocken zugelassen und die Ständige Impfkommission hat den Einsatz für Deutschland empfohlen.

Im Juli 2022 erfolgte dann aber auch die erweiterte Zulassung der Europäischen Zulassungsbehörde EMA. Der Impfstoff ist in der EU unter dem Namen Imvanex und in den USA unter dem Namen Jynneos erhältlich. In Kanada heißt der Impfstoff Imvamune.

Das Bundesministerium für Gesundheit hat genügend Impfdosen bestellt, damit alle gefährdeten Personen entsprechend den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission geimpft werden können. Weil aufgrund des Übertragungsweges nicht mit einer Pandemie gerechnet werden muss, wird es kein großflächiges Impfprogramm wie bei der Coronaimpfung geben. 

Was für eine Impfung ist das?

Die aktuell erhältlichen Impfstoffe wurden ursprünglich zum Schutz gegen Menschenpocken entwickelt. Imvanex war in der EU bereits seit zehn Jahren gegen Menschenpocken zugelassen. Im Juli 2022 hat die Europäische Zulassungsbehörde die Zulassung zum Schutz gegen Affenpocken erweitert.

Die neuen Pockenimpfstoffe Imvanex, Jynneos und Imvamune unterscheiden sich von dem Pockenimpfstoff, den viele Menschen in Deutschland, die älter als 50 Jahre sind, noch erhalten haben. Dieser Impfstoff enthielt zwar abgeschwächte, aber immer noch vermehrungsfähige Lebendviren.

Wie wird geimpft?

Geimpft wird zweimal im Abstand von 28 Tagen. Wenn der Impfabstand nach der ersten Impfung überschritten wird, muss nicht noch einmal neu mit der Impfung begonnen werden. Wer schon einmal gegen Pocken geimpft wurde, erhält nur eine Impfung. Auch dann, wenn die Impfung schon lange zurückliegt. Eine Ausnahme besteht nur bei Personen mit einem krankheitsbedingt schwachen Immunsystem. In diesem Fall wird auch zweimal geimpft.

Gespritzt wird der Impfstoff subkutan (s.c.), das heißt unter die Haut. Der Impfschutz baut sich etwa 14 Tage nach der abschließenden Impfung auf. Allerdings besteht wie bei allen anderen Impfungen kein hundertprozentiger Schutz. Deshalb sollten auch bei einer Impfung Schutzmaßnahmen nicht gänzlich außer Acht gelassen werden.

Wer Kontakt zu einer infizierten Person und noch keine Symptome hat, bekommt spätestens 14 Tage nach dem Kontakt eine sogenannte postexpositionelle Impfung. Je frühzeitiger die Impfung durchgeführt wird, desto besser. Wird die Impfung spätestens vier Tage nach dem Kontakt durchgeführt, kann das Ausbrechen der Erkrankung sehr wahrscheinlich verhindert werden. Ab dem fünften Tag ist ein Ausbrechen der Erkrankung wahrscheinlich, allerdings läuft sie in der Regel schwächer ab.

Gibt es Nebenwirkungen?

Es gibt keine Impfung, bei der keine Nebenwirkungen auftreten können. Nebenwirkungen treten aber nicht bei jedem auf. Die häufigsten Nebenwirkungen beim Affenpocken-Impfstoff  sind beispielsweise Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit sowie Schmerzen, Rötungen, oder Juckreiz an der Injektionsstelle. Bei einem vom 1.000 Impflingen können seltene Nebenwirkungen wie beispielsweise Muskelkrämpfe und Schmerzen des Bewegungsapparates auftreten. 

Da der Impfstoff noch keine Zulassung besitzt, wird er in Deutschland im sogenannten Off-Label eingesetzt. Das bedeutet, dass der Impfstoff zwar gegen Affenpocken (Mpox) verwendet wird, diese Indikation aber nicht in der Fachinformation oder Packungsbeilage erwähnt wird. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) übernimmt daher die arzneimittelrechtliche Haftung für den Hersteller und Ärztinnen und Ärzte besprechen die Anwendung mit der zu impfenden Person sehr genau und müssen dabei ein besonderes Aufklärungsblatt hinzuziehen. 

Wer bekommt eine Impfung gegen Affenpocken?

Die STIKO hat am 21.06.2022 einen Beschluss für eine Impfempfehlung veröffentlicht. Die Affenpocken-Impfung soll vorrangig als Postexpositionsprophylaxe für Kontaktpersonen, die noch keine Symptome zeigen und für Personen mit hohem Expositionsrisiko eingesetzt werden.  Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat die Affenpockenimpfung in die Schutzimpfungs-Richtlinie aufgenommen. Der Beschluss ist am 01.10.2022 in Kraft getreten.

Kassen übernehmen die Kosten bei Indikationsimpfungen für Personen mit erhöhtem Expositions- und Infektionsrisiko. Das sind derzeit Männer, die 18 Jahre oder älter sind und Sex mit Männern haben (MSM) und dabei häufig die Partner wechseln.

Die postexpositionelle Impfung gegen Affenpocken ist keine Kassenleistung, da die postexpositionelle Gabe von Sera und Chemotherapeutika nicht Gegenstand der Schutzimpfungs-Richtlinie sind. Viele ältere Menschen wurden in Deutschland noch gegen Pocken geimpft. Ursprünglich war die Pockenimpfung in Deutschland eine Pflichtimpfung. Die Impfung wurde in Deutschland 1982 eingestellt. Man geht davon aus, dass die damalige Pockenimpfung einen lebenslangen Schutz bietet bzw. dass bei einer Ansteckung mit Affenpocken die Verläufe milder sind.

Wo kann ich mich gegen Affenpocken impfen lassen?

Die georderten Impfstoffdosen werden von den Bundesländern verteilt. Die Verteilung ist in den Bundesländern unterschiedlich. Teilweise erhalten auch HIV-Schwerpunktpraxen Impfstoff. Genaue Auskünfte können die Gesundheitsämter der Bundesländer geben.

Wie werden Affenpocken behandelt?

Das Robert Koch Institut (RKI) empfiehlt, dass sich Personen, die sich mit Affenpocken (Mpox) infiziert haben oder mit einer infizierten Person Kontakt hatten, mindestens 21 Tage lang in Quarantäne begeben. Die Behandlung von Patienten mit Affenpocken erfolgt symptomatisch.

Das bedeutet, dass Patienten beispielsweise Medikamente gegen das Fieber, die Kopfschmerzen und den Juckreiz erhalten. Für die Behandlung der Affenpocken bei immunschwachen Menschen und bei Menschen mit einem schweren Verlauf steht ein Arzneimittel mit dem Wirkstoff Tecovirimat zur Verfügung. Affenpockenviren vermehren sich im Menschen, indem sie in menschliche Zellen eindringen und die Zelle animieren, neue Viren zu bilden. Der Wirkstoff hemmt die Freisetzung der neuen Viren aus der Wirtszelle.

Das Arzneimittel ist seit Januar 2022 in der EU auch zur Behandlung der Affenpocken zugelassen. Die Kapseln mit dem Namen „Tecovirimat SIGA“ sind laut dem Robert Koch Institut für immungeschwächte Patienten geeignet, allerdings nicht breit verfügbar.

Wie kann ich mich vor Affenpocken schützen?

Einen sehr guten Schutz bieten die schon durch die Coronapandemie bekannten Hygienemaßnahmen, insbesondere auch dann, wenn im Bekannten- oder Familienkreis jemand an Affenpocken (Mpox) erkrankt ist. Wer sich generell schützen möchte, sollte auf eine gründliche Handhygiene und Desinfektion achten. Eine erhöhte Ansteckungsgefahr kann bei einem engen Hautkontakt bestehen, wenn beispielsweise auf Festivals und Veranstaltungen im Sommer nur leichte Kledung getragen wird. 

Da die Affenpocken von Mensch zu Mensch nicht in dem Umfang über Aerosole verbreitet werden wie Coronaviren, ist ein Mundschutz bei größeren Abständen nicht notwendig. Allerdings sollten Menschen in Gesundheitsberufen auf diesen nicht verzichten. 

Weiterführende Informationen zum Thema Affenpocken

Das Robert Koch Institut (RKI) beantwortet auf seiner Homepage die häufigsten Fragen und Antworten zum Thema Affenpocken. Weitere Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Impfung gegen Affenpocken stellt das RKI hier zur Verfügung.

Das Merkblatt „Aktuelle Informationen Affenpocken“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt wertvolle Hinweise rund um das Affenpockenvirus.
 

Zertifizierung

Auf unsere Informationen können Sie sich verlassen. Sie sind hochwertig und zertifiziert. Dafür haben wir Brief und Siegel.