Zwei Mädchen machen Sport in einer Turnhalle.
Kinder und Bewegung

Natürlicher Drang zum Toben - warum Bewegung für Kinder so wichtig ist

Lesedauer unter 4 Minuten

Wird der natürliche Drang zum Toben, Klettern oder Balancieren ausgelebt, können junge Menschen gesund heranwachsen. Bewegungsmangel hat dagegen ernsthafte Folgen.

Bewegung fördert die Entwicklung 

Überwiegend in den ersten zwölf Lebensjahren brauchen Kinder viel Bewegung - und zwar wenigstens zwei bis drei Stunden täglich. Aktive Kids sind fitter und ausdauernder in der Schule. Durch die aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt erwerben sie grundlegende Erfahrungen, die für das Leben in der Gesellschaft und die Entwicklung von Körper, Geist und Seele entscheidend sind:

  • Ein Baby drückt sich durch Strampeln aus, bevor es Worte formen kann.
  • Kinder erleben Anspannung oder Gleichgewicht am eigenen Leib.
  • Die eigenen Kräfte zu erproben oder heikle Situationen richtig einzuschätzen und zu bewältigen, macht selbstbewusst.
  • Heranwachsende drängen nach Spiel, Leistung und Wettbewerb. So lernen sie, eigene Grenzen zu akzeptieren, Konflikte auszutragen und andere fair zu behandeln.

Manchmal hindern die individuellen Lebensbedingungen Kinder daran, ihren natürlichen Bewegungsdrang auszuleben:

  • Es mangelt an verkehrsberuhigten Zonen, Spielplätzen oder Rasenflächen in Wohnortnähe.
  • Bewegungsarme, sitzende Beschäftigung mit virtuellen Computerwelten oder Fernsehkonsum ersetzen häufig das Toben mit Gleichaltrigen.
  • Eltern verhindern, dass Kinder ihre eigenen Erfahrungen, auch mit riskanten Situationen, machen.

Bewegungsarmut kann bei Kindern bewirken, dass sie:

  • über den Rand ihrer Malhefte malen und keine Linie halten können,
  • weder rückwärts gehen und laufen noch balancieren können,
  • Schwierigkeiten mit einer Rolle vorwärts haben,
  • sich beim Fallen nicht richtig mit den Händen abstützen können,
  • insgesamt stärker unfallgefährdet sind,
  • Übergewicht und Haltungsfehler entwickeln,
  • unter Kopf- und Rückenschmerzen leiden,
  • Lern- und Verhaltensstörungen zeigen.

Zimmer als Bewegungsraum

Kinder, die nicht selbstständig im Freien spielen können und daher viel Zeit in der Wohnung verbringen, sind benachteiligt. Die Fantasie der Eltern ist gefragt, damit Zimmer zu Freiräumen werden:

  • Schaffen Sie Platz im Kinderzimmer.
  • Montieren Sie Strickleiter, Klettertau, -netz oder -griffe.
  • Bringen Sie eine Stange im Türrahmen an.
  • Üben Sie mit Ihrem Kind jonglieren.
  • Legen Sie eine Matratze auf den Boden, um Kunststücke auszuprobieren.
  • Stellen Sie ein Mini-Trampolin auf.

Bewegungsspiele für drinnen und draußen

Beim bewegungsbetonten Spiel können Kinder ganz nebenbei Gleichgewichtssinn, Kraft und Geschicklichkeit weiterentwickeln. Kinder haben normalerweise mit den folgenden Vorschlägen keine großen Probleme. Falls doch, wissen Sie, welche Fähigkeiten speziell gefördert werden müssen.

  • Standwaage
    Das Kind steht auf einem Bein, beugt den Oberkörper nach vorn und streckt das andere Bein nach hinten. Zum Balance-Halten werden beide Arme ausgestreckt.
  • Enten- oder Froschgang
    Das Kind geht in die Hocke und watschelt vorwärts, ohne sich mit den Händen abzustützen. Beim Froschgang hüpfen die Kinder aus der Hocke vorwärts, anstatt zu watscheln.
  • Ball zuwerfen
    Zwei Kinder werfen sich einen Ball zu und zwar so, dass er noch gefangen werden kann. Gelingt dies nicht, verändern die Kinder die Entfernung zueinander. Alternativ hat jedes Kind einen Ball, den es jeweils zeitgleich dem Gegenüber zuwirft.
  • Käseklau
    In der Wohnung wird ein Karton zur Speisekammer, in der besonders leckere Käse (Bälle) liegen. Eine Katze mit verbundenen Augen bewacht die Kammer. Die Mäuse versuchen, sich anzuschleichen und die Käse zu stibitzen. Wer sich dabei von der Katze schnappen lässt, wird selbst Katze.
  • Kegeln
    Zuerst versuchen die Kinder, die wie Kegel aufgestellten Papprollen (Küchen- oder Toilettenpapier-Rollen) mit einem Ball umzuwerfen. Alternativ dürfen nur noch Kegel mit einer bestimmten Farbe getroffen werden (vorher bunt anmalen).
  • Zeitungsspiele
    Verteilen Sie Zeitungsseiten auf dem Boden. Zu Musik laufen die Kinder um die Zeitungen. Stoppt die Musik, müssen sich die Kleinen in Bauch- oder Rückenlage auf die Zeitung legen, mit einem Bein auf die Zeitung stellen oder sich auf die Zeitung setzen.

Sport für Kids

Kinder entwickeln bei Bewegung, Spiel und Sport eine Reihe wichtiger körperlicher, geistiger, emotionaler und sozialer Fähigkeiten. Sie lernen z.B. beim Radfahren oder Skaten, die Balance und die Spur zu halten, rechtzeitig zu bremsen und zu lenken. Dabei lernen sie ganz nebenbei, Gefahren zu erkennen, die eigene Geschwindigkeit einzuschätzen oder auf andere Rücksicht zu nehmen.

Deshalb sollten Sie, sobald die elementaren Bewegungen im Alter von acht oder neun Jahren gefestigt sind, herausfinden, für welche Sportart oder Bewegungsform sich Ihr Kind begeistern könnte. Bitte drängen Sie Ihr Kind zu nichts: Begeisterung und Spaß an der jeweiligen Sportart oder Bewegungsform sollten stets an erster Stelle stehen.

Lassen Sie Ihren Sprössling am besten Verschiedenes ausprobieren, bevor Sie eine teure Ausrüstung kaufen. Gut eignen sich neben allen Mannschaftssportarten:

  • Schwimmen,
  • Rad oder Einradfahren,
  • Jonglieren,
  • Reiten,
  • Inliner oder Skateboard fahren,
  • Judo, Taekwondo oder Karate sowie
  • Ski- oder Eislaufen.

Übergewichtige Kinder schämen sich häufig und fürchten Spott. Daher lohnt es sich, bei den örtlichen Sportvereinen nach speziellen Gruppen zu fragen.

Weitere Tipps:

  • Sport so wählen, dass er mehrmals pro Woche ausgeübt werden kann.
  • Auch außerhalb des Sportvereins viel Bewegung einplanen.
  • Die Eltern sollten mit gutem Beispiel voran gehen.