Impfungen

Impfungen und Extremtemperaturen: Hat Hitze Einfluss auf die Wirkung einer Impfung?

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Constanze Löffler (Wissenschaftsjournalistin, Ärztin)

Qualitätssicherung

  • Heidi Günther (Apothekerin bei der Barmer)

Es gibt eine Handvoll triftige Gründe, um eine Impfung zu verschieben. Hitze, Kälte und andere klimatische Extreme gehören nicht dazu. Unsere körperliche Abwehr bewältigt Impfungen völlig unabhängig von den Außentemperaturen. 

Überlastet eine Impfung an heißen Tagen das Immunsystem?

Egal, ob tropische Hitze oder klirrende Kälte – Extremtemperaturen beeinflussen die körperliche Abwehr keineswegs. Kinder in Afrika, wo die Temperaturen meist auf über 30 Grad Celsius klettern, vertragen Impfungen genauso gut wie Kinder in Lappland, Grönland oder in der Arktis. Dauerhaft gekühlt sein müssen nur die Impfstoffe selbst, sonst könnten sie wirkungslos werden. Sollten Sie selbst einmal einen Impfstoff in der Apotheke im Sommer abholen müssen, erhalten Sie leihweise eine Kühlbox für den sicheren Transport.

Impftermin nicht verschleppen

Sie können sich und Ihre Kinder also bei jeglichen Temperaturen bedenkenlos impfen lassen. Denn: Saisonale Einflüsse verringern weder die Wirksamkeit von Impfungen noch treten vermehrt Impfreaktionen auf. Es besteht aber die Gefahr, dass der Impftermin in Vergessenheit gerät, falls Sie ihn verschieben. Sie oder Ihre Kinder sind dann für ungewisse Zeit nicht ausreichend oder gar nicht vor Infektionskrankheiten geschützt

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Mit dem Impfplaner in der Barmer-App verpassen Sie keine Impf- und Vorsorgetermine mehr. Organisieren Sie diese für sich und Ihre Familie und lassen Sie sich automatisch an die Termine erinnern.

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Wie wappnen Sie sich gegen Hitze?

Jeder Mensch reagiert anders auf Temperaturen und Witterungen. Mit diesen Tipps sind Sie für den Tag der Impfung gut gewappnet:

  • Trinken Sie reichlich Wasser und Schorlen, mindestens zwei Liter pro Tag.
  • Wenn Ihnen die Hitze Kreislaufprobleme bereitet, legen Sie sich hin. Trinken Sie etwas und essen Sie leichte Kost.
  • Schonen Sie sich, vermeiden Sie sportliche Höchstleistungen, Sauna und Solarium.
  • Verzichten Sie auf zusätzliche Belastungen des Körpers durch Rauchen oder Alkohol.

Babys vertragen Wärme weniger gut

Die Kleinsten sind besonders hitzeempfindlich: Sie können Temperaturen nicht so gut regulieren wie ältere Kinder oder Erwachsene. Weil sie beispielsweise noch nicht richtig schwitzen, können sie die Körperwärme schlechter an die Umgebung abgeben. Babys überhitzen daher bis zu fünf Mal schneller als Erwachsene.

Babys, aber auch kleinere Kinder müssen daher besonders vor Hitze geschützt werden.

  • Kinder sollten in der Zeit, in der es besonders heiß ist, zu Hause bleiben. Das ist in der Regel zwischen 10 und 16 Uhr.
  • Babys und Kinder sollten keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein.
  • Kinder sollen reichlich trinken. Babys können häufiger gestillt werden, größeren Kindern sollten Sie vermehrt Wasser anbieten.
  • Babys und Kinder tragen am besten leichte, weite Kleidung aus atmungsaktiven Stoffen wie Baumwolle.
  • Kinder sollten in den heißen Stunden eher nicht körperlich aktiv sein. Eltern sollten Toben und Spielen in die Morgen- und Abendstunden verlegen.

Bei welchen Gründen sollte ich eine Impfung absagen?

Hitze oder Kälte sind kein Grund, eine Impfung zu verschieben. Selbst ein banaler Infekt, auch mit leicht erhöhter Temperatur, ist laut STIKO kein Grund, ein Kind nicht zum vorgesehenen Termin impfen zu lassen. Konsultieren Sie am besten Ihren Kinderarzt, bevor Sie eine Impfung absagen.
Dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge ist das Verschieben einer Impfung bei Babys, Kindern und Erwachsenen nur notwendig, wenn:

  • eine akute, behandlungsbedürftige Erkrankung vorliegt,
  • der Impfstoff beim ersten Impfen schlecht vertragen wurde, sich unerwünschte Nebenwirkungen gezeigt haben und es keine Alternative zu diesem Impfstoff gibt,
  • Allergien gegen Bestandteile des Impfstoffs bestehen ,
  • während einer Impfserie mit Lebendimpfstoffen eine Schwangerschaft eintritt oder weil
  • die körperliche Abwehr durch Chemotherapie, Bestrahlung oder ähnliches bei Patienten reduziert ist .

„Falsche“ Gründe, um eine Impfung zu verschieben

Die Unsicherheit unter Eltern und selbst Ärzten ist groß, wann Impfungen verschoben werden sollten. So glauben viele Eltern, Fieber oder einfach eine Infektion auch ohne Fieber belaste das Immunsystem ihres Kindes schon genug – jetzt noch eine Impfung draufzusetzen, wäre zu viel.

Selbst manche Ärzte befürchten, die Wirksamkeit der Impfung würde durch Infekte geschmälert. Diese vermeintlichen Gründe und andere falsche Annahmen führen jedoch zu niedrigen Durchimpfungsraten. In den folgenden Situationen muss nach aktueller Datenlage eine notwendige Impfung jedenfalls nicht verschoben werden (Auswahl) :

  • banale Infekte, auch wenn sie mit Temperaturen (< 38,5 °C) einhergehen,
  • Krampfanfälle in der Familie,
  • Fieberkrämpfe in der Anamnese,
  • Ekzeme und andere Hauterkrankungen,
  • Behandlung mit Antibiotika oder niedrigen Dosen von Kortikosteroiden,
  • angeborene oder erworbene Immundefekte bei Impfung mit Totimpfstoffen,
  • Neugeborenen-Gelbsucht sowie
  • Frühgeburtlichkeit.

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