Eine Frau berät drei junge Männer
Selbsthilfe

Selbsthilfe nutzen: sich mit anderen Betroffenen zusammenschließen

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Barmer Internetredaktion

Qualitätssicherung

  • Jens Krug (Fachreferent zur Förderung der Selbsthilfe und Prävention)

In Selbsthilfegruppen schließen sich Menschen zusammen, die selbst oder als Angehörige von einer Erkrankung, Behinderung oder anderen psychosozialen Problemen betroffen sind.

Selbsthilfegruppen bieten Beratung und Unterstützung durch Erfahrung

Über 40 Prozent der Deutschen Bevölkerung sagen einer Studie zufolge über sich, dass sie eine chronische Krankheit haben. Selbsthilfegruppen bieten Beratung und Unterstützung für all Jene, die erfahren, dass ihre Erkrankung chronisch ist. Dies kann unter anderem gerade zu Beginn einer Erkrankung wichtig sein, wenn die Diagnose festgestellt wird. Für die Familie und Angehörige ist die Beratung und der Erfahrungsaustausch ebenfalls wichtig.

Betroffene können voneinander lernen

Egal ob es die gleiche Behinderung, Krankheit oder Beeinträchtigung ist: Menschen mit gleichem Schicksal haben sich etwas zu sagen. Neben der Behandlung durch den Arzt oder das Krankenhaus wollen sie die Krankheit bewältigen, sie besser verstehen und den Alltag mit ihr meistern. 

Patienten lernen dabei von Patienten. Durch den aktiven gemeinsamen Austausch der Erfahrungen stärken sie Ihr Wissen und ihre Kompetenz im Bereich der eigenen Gesundheit und können selbst einfacher aktiv werden.

Selbsthilfegruppen üben vielfältige Aufgaben aus

So kümmern sich Selbsthilfegruppen zum Beispiel um Alltagshilfen, die Weitergabe von leicht verständlichen, gesundheitlichen Informationen, veranstalten Seminare, betreiben Wissensvermittlung oder auch Öffentlichkeitsarbeit. Viele dieser Gruppen verstehen sich als Interessensvertretung und sind gesundheitspolitisch aktiv. Einige Organisationen beteiligen sich zum Beispiel in Gremien als gewählte Patientenvertretungen.

Selbsthilfe als Ehrenamt im Gesundheitsbereich

In der Selbsthilfe engagieren sich viele Menschen ehrenamtlich. In Deutschland ist der 5. Dezember der Internationale Tag des Ehrenamtes, bei dem u.a. herausragende Personen der gesundheitlichen Selbsthilfe besonders gewürdigt werden.

Ein Ehrenamt im Gesundheitsbereich drückt nicht nur Unterstützung für die chronisch Kranken aus, es ist auch der Wunsch, in der Gesellschaft Bewusstsein für die Herausforderungen des Lebens mit chronischen Krankheiten zu schaffen. Der Deutsche Freiwilligensurvey zeigt die unterschiedlichen Bereiche, in denen das Engagement zum Tragen kommt.
Deutscher Freiwilligensurvey

Das Robert Koch-Institut hat eine Umfrage herausgegeben, aus der hervorgeht, dass vier von zehn der Deutschen sich für chronisch krank halten. Damit übernimmt die Selbsthilfe im Gesundheitsbereich eine wichtige Aufgabe, um die Gesundheitskompetenz von chronisch kranken Menschen und deren Angehörigen zu unterstützen und zu stärken.
Faktenblatt Robert Koch-Institut "Chronisches Kranksein"

Wo sind Selbsthilfegruppen und Organisationen zu finden?

Der Internetauftritt der "Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)" bietet eine Reihe von Suchfunktionen, um aktive Selbsthilfe vor Ort zu finden.

Eine davon ist die Suche mit dem Stichwort der Erkrankung:

Selbsthilfegruppen nach Stichwort

Weiter gibt es eine Reihe von Kontaktstellen in ganz Deutschland. Diese können Ihnen Auskunft geben über individuelle Angebote von Menschen ganz in Ihrer Nähe, die eine Gruppe gegründet haben oder Hilfe anbieten:

Selbsthilfegruppen in Ihrer Region

Menschen mit einer seltenen Erkrankung sind viel schwerer zu finden. Daher gibt es eine Suchfunktion speziell für dieses Anliegen. Diese Gruppen sind oft überregional angesiedelt und weit verstreut: 

Selbsthilfegruppen für seltene Erkrankungen

Selbsthilfeprojekte gefördert von der Barmer

Die folgenden Beispiele geben einen Eindruck von Selbsthilfeprojekten, die mithilfe der Barmer von verschiedenen Organisatoren der Selbsthilfe verwirklicht werden.

Wer sich zum Thema Depression austauschen oder online vernetzen möchte, findet beispielsweise in den Online-Selbsthilfe-Foren des Diskussionsforum Depression e.V. eine Anlaufstelle im Internet. 

Das von psychologischen und sozialpädagogischen Expertinnen und Experten moderierte Forum dient oft als leicht erreichbarer Erstkontakt im digitalen Medium, Impuls für Austausch und Informationspool für Menschen und Angehörige mit und ohne Depressionserfahrungen. Dies ermöglicht weitere Begegnungen und hilft beim Umgang mit Depressionen. Anonym und kostenfrei sind alle Beiträge frei zugänglich.

FIDEO richtet sich als digitale Plattform an junge Menschen zwischen 14 und 25 Jahren, Familienangehörige und Schulen. Um den wichtigen Fragen entgegenzukommen – wie z.B. eine Depression erkannt wird bei sich selbst oder im Freundeskreis – stellt die Plattform Informationen zur Erkrankung Depression, wie Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bereit.

Zugleich können sich Jugendliche und junge Erwachsene rund um die Uhr anonym in einem Online-Selbsthilfe-Chat miteinander austauschen und sich gegenseitig unterstützen. Der FIDEO-Chat wird durch Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten moderiert.

Wege aus der Sucht lassen sich oft nur gemeinsam finden. Betroffenen, Angehörigen und Nahestehenden von Menschen, die ihre Sucht überwinden möchten, stehen mit den SoberGuides geschulte ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter der Sucht-Selbsthilfe zur Seite. Egal ob es um Nikotin geht, Arzneimittel, Drogen oder Spielsucht, das digitale Angebot richtet sich, unabhängig von der Suchtform, an Hilfe suchende Menschen.

Weitere Anlaufstellen für Selbsthilfe:

Literatur

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