Senioren spielen mit der MemoreBox
Pflege

Pflegebedürftig und aktiv sein - Therapeutische oder interaktive Videospiele der memoreBox können geistige und körperliche Fähigkeiten fördern

Lesedauer unter 4 Minuten

Redaktion

  • Andrea Jakob-Pannier (Diplom-Sozialpädagogin/ Psychologin/ Psychoonkologin, Barmer)

Qualitätssicherung

  • Adalbert Pakura (RetroBrain R&D GmbH)

Die Pilotphase zum Einsatz der memoreBox in Pflegeheimen wurde Ende des Jahres 2020 erfolgreich beendet. Die Barmer hatte das Projekt „Prävention von therapeutisch-computerbasierten Trainingsprogrammen in (teil-)stationären Pflegeeinrichtungen nach § 5 SGB XI“ über vier Jahre exklusiv begleitet. Nun können gesetzliche Pflegekassen das Angebot der therapeutischen Videospieleplattform des Digital Health Start-ups RetroBrain R&D GmbH übernehmen. 

Therapeutische oder interaktive Videospiele mit der memoreBox

Mit diesem Filmbeitrag möchten wir einen ersten Einblick in das innovative Pilotprojekt "Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen durch therapeutisch-computerbasierte Trainingsprogramme (memoreBox)" geben. In diesem Pilotprojekt wurden die präventiven und gesundheitsförderlichen Aspekte von therapeutischen Videospielen für Seniorinnen und Senioren derzeit in Deutschlands größtem Seniorenzentrum in Hamburg, dem Hospital zum Heiligen Geist, geprüft und die Wirksamkeit wissenschaftlich durch die Humboldt Universität Berlin untersucht. Die Pilotierung wurde auf den Großraum Hamburg begrenzt.

Das Projekt hat sich mit den neuen geförderten Trainings „Tanzen“ und „(Karaoke-)Singen“ zudem gendergerecht weiterentwickelt. 

Kooperationspartner des innovativen Vorhabens waren die Barmer und das Digital Health  Start-up Unternehmen RetroBrain R&D GmbH. Ermöglicht wurde dies durch das Präventionsgesetz, das präventive Maßnahmen nach dem Ansatz der Gesundheitsförderung in Lebenswelten (Settings), also in (teil-)stationären Pflegeeinrichtungenfördert. Interventionen in Alten- und Pflegeheimen sollen sowohl die gesundheitlichen Rahmenbedingungen als auch gesundheitliche Kompetenzen von Einzelnen weiterentwickeln. Hauptziel ist es somit, präventive Angebote für pflegebedürftige Menschen anzubieten, um deren Lebensqualität zu verbessern.

Durch Schirmherrschaften der Landesgesundheitsministerien und der Staatsministerin für Digitalisierung Dorothee Bär hatte es bundesweit große Aufmerksamkeit erfahren.

Weitere Informationen zur Kooperation finden Sie unter: www.memore.de/barmer

Pflegebedürftig und aktiv sein


Prävention durch digitale Medien

Die memoreBox ist eine therapeutische Videospiel-Plattform, die über Gesten verschiedene computerbasierte Trainingsprogramme (Kegeln, Briefträger, Motorrad fahren, Tischtennis, Tanzen und Singen) lebensnah steuern kann. Die memoreBox kann an jeden handelsüblichen Fernseher angeschlossen werden. Sie wird ausschließlich über Körperbewegungen gesteuert, die über eine Spezialkamera aufgenommen werden. Beim virtuellen "Kegeln" ist beispielsweise nur eine leichte Arm- und Körperbewegung notwendig, um die Kugel auf der Kegelbahn ins Rollen zu bringen. Beim Motorradfahren braucht man nur das Gewicht zu verlagern – ob im Stehen oder Sitzen, zum Beispiel im Rollstuhl. Beim „Briefträger-Spiel“ wird das Reaktionsvermögen unterstützt, wobei beim Fahrradfahren der Briefkasten durch zielgerichtete Armbewegungen erreicht werden muss. Hierbei kann vor allem die Beweglichkeit und das Gleichgewicht trainiert werden. Beim Singen und Tanzen werden auch die Aufmerksamkeit, das soziale Miteinander und die Kommunikation gefördert.

Die Videospiele machen Spaß, sind leicht durchzuführen und werden zum gemeinschaftlichen Erlebnis.

Beim Einsatz der memoreBox wird sowohl die Koordination, die Multitaskingfähigkeit, das Reaktionsvermögen, die Kognition als auch die Lernfähigkeit und die körperliche Beweglichkeit von Heimbewohnerinnen und -bewohnern gestärkt. Alle sechs Trainings können sowohl im Stehen als auch im Sitzen gespielt werden. Darüber hinaus kann die Kommunikation mit allen Beteiligten intensiviert werden und die Teilnahme am öffentlichen Heimleben zur Unterstützung der Lebensqualität aktiviert werden.

Im Rahmen einer begleitenden wissenschaftlichen Untersuchung (Evaluation) durch die Humboldt Universität zu Berlin, der Alice-Salomon -Hochschule Berlin und der AG Alter und Technik der Charité Universitätsmedizin Berlin wurden die Wirksamkeit des Präventionsprojektes mit Hilfe der therapeutischen Spiele auf körperliche und psychische Auswirkungen der Heimbewohnerinnen und -bewohnern überprüft: beispielsweise zu Einflüssen auf die kognitive Leistungsfähigkeit, die körperliche Aktivität und die gesundheitsbezogene Lebensqualität.

Die Ergebnisse haben gezeigt, dass:

  • bei den Teilnehmenden eine Stärkung in der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit, vor allem des Erinnerungsvermögens, der Stand- und Gangsicherheit, der Motorik,- Ausdauer- und Koordinationsfähigkeit nachgewiesen werden konnte,
  • die gesundheitsbezogene Lebensqualität positive Effekte aufgezeigt hat,
  • die soziale Einbindung, Interaktion und Kommunikation aller Beteiligten positiv beeinflusst werden konnte und
  • durch das regelmäßige Spielen das subjektive Schmerzempfinden verringert werden konnte.

 

Die Ergebnisse haben gezeigt, dass:

  • die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit gestärkt wurde: Die Mobilität der Interventionsgruppe (IG) nahm im Gegensatz zur Kontrollgruppe (KG) über den Interventionszeitraum zu. Die kognitiven Fähigkeiten nahmen in der IG tendenziell weniger schnell ab als in der KG.
  • signifikante Verbesserungen in der Fähigkeit zur Selbstversorgung sowie der eigenständigen Ausführung von allgemeinen Tätigkeiten im Vergleich zur Kontrollgruppe festgestellt wurden.
  • die Teilnehmenden mehrheitlich berichteten, dass die therapeutischen Spiele motivieren, mit anderen in Kontakt zu treten und das Wohlgefühl fördert. Das Projekt ließ sich gut in den Ablauf der Einrichtungen integrieren, was auch von den Expertinnen und Experten bestätigt wurde. Es wurden so gut wie keine anderen körperlichen Aktivitäten reduziert.

 

Förderung des Barmer-Präventionsprojekts durch alle Pflegekassen wird zur Regelversorgung

Nun steht das Präventionsangebot allen (teil-)stationären Pflegeeinrichtungen zur Verfügung. Denn jetzt ist das evaluierte und damit nachweislich wirksame Projekt förderfähig, d. h. eine interessierte (teil-)stationäre Pflegeeinrichtung kann grundsätzlich an jede Pflegekasse einen Förderantrag nach §5 SGB XI richten. 

Filmproduktion

Drehort

  • Hospital zum Heiligen Geist, Hinsbleek 11, 22391 Hamburg, Telefon: 040 60 601 – 101, Telefax: 040 60 601 – 209, www.hzhg.de

  • Wir danken allen Seniorinnen und Senioren sowie allen Beteiligten für die Bereitschaft, sich für die Dokumentation des Modellvorhabens zur Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen filmen zu lassen.

Literatur

Zertifizierung

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