Die Barmer Pflegekasse hat das Projekt „Prävention von therapeutisch-computerbasierten Trainingsprogrammen in (teil-)stationären Pflegeeinrichtungen nach § 5 SGB XI“ über vier Jahre exklusiv begleitet. Kooperationspartner waren Barmer und das Unternehmen RetroBrain R&D GmbH. Das Projekt wurde Ende des Jahres 2020 erfolgreich beendet.
Therapeutische oder interaktive Videospiele mit der memoreBox
Der Filmbeitrag gibt einen kurzen Einblick in das Pilotprojekt "Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen durch therapeutisch-computerbasierte Trainingsprogramme (memoreBox)". In der Pilotphase wurden die präventiven und gesundheitsförderlichen Aspekte von therapeutischen Videospielen für Seniorinnen und Senioren geprüft und die Wirksamkeit wissenschaftlich durch die Humboldt Universität Berlin untersucht.
Pflegebedürftig und aktiv sein
Prävention durch digitale Medien
Die memoreBox ist eine therapeutische Videospiel-Plattform, die über Gesten verschiedene computerbasierte Trainingsprogramme (Kegeln, Postzusteller, Motorrad fahren, Tischtennis, Tanzen und Singen) lebensnah steuern kann. Die memoreBox kann an jeden handelsüblichen Fernseher angeschlossen werden. Sie wird ausschließlich über Körperbewegungen gesteuert, die über eine Spezialkamera aufgenommen werden. Beim virtuellen "Kegeln" ist beispielsweise nur eine leichte Arm- und Körperbewegung notwendig, um die Kugel auf der Kegelbahn ins Rollen zu bringen. Beim „Motorradfahren“ muss die spielende Person nur das Gewicht nach rechts oder links verlagern, unabhängig ob im Stehen oder Sitzen. Das „Briefzusteller-Spiel“ zielt hingegen mehr auf das Reaktionsvermögen der Spielenden ab, in dem Briefkästen im virtuellen vorbeifahren durch zielgerichtete Armbewegungen getroffen werden müssen. Dabei wird vor allem die Beweglichkeit und das Gleichgewicht trainiert. Beim Singen und Tanzen geht es mehr um die Förderung der Aufmerksamkeit, des sozialen Miteinanders und der Kommunikation.
Die Videospiele machen Spaß, sind leicht durchzuführen und werden zum gemeinschaftlichen Erlebnis.
Die Ergebnisse haben gezeigt, dass:
- bei den Teilnehmenden eine Stärkung in der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit, vor allem des Erinnerungsvermögens, der Stand- und Gangsicherheit, der Motorik,- Ausdauer- und Koordinationsfähigkeit nachgewiesen werden konnte,
- die gesundheitsbezogene Lebensqualität positive Effekte aufgezeigt hat,
- die soziale Einbindung, Interaktion und Kommunikation aller Beteiligten positiv beeinflusst werden konnte und
- durch das regelmäßige Spielen das subjektive Schmerzempfinden verringert werden konnte.
Die Ergebnisse haben gezeigt, dass:
- die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit gestärkt wurde: Die Mobilität der Interventionsgruppe (IG) nahm im Gegensatz zur Kontrollgruppe (KG) über den Interventionszeitraum zu. Die kognitiven Fähigkeiten nahmen in der IG tendenziell weniger schnell ab als in der KG.
- signifikante Verbesserungen in der Fähigkeit zur Selbstversorgung sowie der eigenständigen Ausführung von allgemeinen Tätigkeiten im Vergleich zur Kontrollgruppe festgestellt wurden.
- die Teilnehmenden mehrheitlich berichteten, dass die therapeutischen Spiele motivieren, mit anderen in Kontakt zu treten und das Wohlgefühl fördert. Das Projekt ließ sich gut in den Ablauf der Einrichtungen integrieren, was auch von den Expertinnen und Experten bestätigt wurde. Es wurden so gut wie keine anderen körperlichen Aktivitäten reduziert.
Präventionsprojekte in stationären Einrichtungen
Pflegeeinrichtungen, die ein Projekt zur Prävention und Gesundheitsförderung für die pflegebedürftigen Menschen ihrer Einrichtung umsetzen möchten, können im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten und des finanziellen Budgets von Pflegekassen unterstützt werden. Gesetzliche Grundlage ist der § 5 SGB XI und der GKV Leitfaden Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen. Hintergrundinformationen sind dem GKV Leitfaden Prävention für stationäre Pflegeeinrichtungen nach § 5 SGB XI zu entnehmen.