Eine Frau sitzt im Büro und hält ein Telefon am Ohr.
Digitalisierung

Auswirkungen der digitalen Arbeit auf die Gesundheit

Lesedauer unter 3 Minuten

Redaktion

  • Andrea Himmelstoß (Das Texthaus)

Qualitätssicherung

  • Steffen Hardtmann (M.Sc. Gesundheitspsychologie und Prävention, Barmer)

Nachrichten, Konferenzen, Organisation – alles läuft heute digital. Laptop und Tablet sind heute im Job unverzichtbar und bei vielen Beschäftigten nicht mehr wegzudenken. Die digitalisierte Arbeitswelt bietet den großen Vorteil, dass man seine Arbeitszeiten flexibel einteilen kann. Doch es gibt auch den – oft gesundheitlichen – Nachteil, dass es keinen richtigen Feierabend mehr gibt.

In über der Hälfte der mittleren und großen Unternehmen konnten bereits im Jahr 2015 die Arbeitnehmer an nahezu jedem Ort der Welt arbeiten. Denn 54 Prozent dieser Unternehmen stellen ihre Unternehmensdaten online. Das hat zur Folge, dass die Beschäftigten dieser Unternehmen rund um die Uhr auf diese Daten zugreifen und jederzeit auch zuhause arbeiten können.

Digitalisierung kann Burnout auslösen

Emotionale Erschöpfung – das sogenannte Burnout-Syndrom – steht im engen Zusammenhang mit dieser Entwicklung. Laut einer bevölkerungsrepräsentativen Studie der Universität St. Gallen fühlen sich 23 Prozent der Befragten emotional durch ihre Arbeit erschöpft. Das liegt zum Teil am Anpassungsdruck, den die technologische Entwicklung zu einer immer schneller getakteten Arbeitswelt ausübt.

Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes führt bei neun Prozent der Beschäftigten zu erhöhten Erschöpfungsanzeichen. Außerdem belastet die endlose Kommunikation die Menschen. Viele Klagen über die E-Mail-Flut, die für ihre eigentliche Arbeitsaufgabe keine Bedeutung hat. Des Weiteren resultiert aus der Digitalisierung ein erhöhter Zugriff anderer Menschen auf die eigene Zeit. Diese Fremdbestimmung in höherem Maße kann zur psychischen Belastung werden.

Beruf und Privatleben besser trennen

Auch Konflikte zwischen Arbeit und Familie ergeben sich aus der technologischen Veränderung im Arbeitsleben, so dass wenig Zeit mehr für Familie und Freunde bleibt. Eine flexiblere Einteilung der Arbeitszeiten kann aber auch zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie führen. Um emotionaler Erschöpfung vorzubeugen, sollten Beschäftigte selbst die Initiative ergreifen. Wichtige Bausteine können dabei sein:

  • Eine klare emotionale Abgrenzung von Beruf und Freizeit schaffen
  • Erholung in den Arbeitspausen
  • Die Freizeit nur für Privates nutzen

Die mobilen Endgeräte wie Smartphones, Smartwatches und Tablets sollten außerhalb der Arbeitszeit möglichst nicht für Geschäftliches genutzt werden. Auch regelmäßige Bewegung trägt dazu bei, die emotionale Erschöpfung zu reduzieren und die Arbeitsfähigkeit zu steigern. Wer häufiger joggt, radelt oder schwimmt, kann beispielsweise das Auftreten von Kopfschmerzen und Migräne in der digitalisierten Arbeitswelt deutlich reduzieren.

Tipps für die digitale Arbeitswelt

Gegen die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes wirkt bei elf Prozent der Befragten eine gute Beziehung zur Führungskraft. Sie sollte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Sicherheit im Umgang mit den Entwicklungen am Arbeitsplatz vermitteln. Ausgewogenheit auf der Beziehungsebene verhindert oft auch, dass die Beschäftigten zur Arbeit erscheinen, obwohl sie gesundheitliche Probleme haben.

  • Lernen Sie „Nein“ zu sagen, wenn es darum geht, stets erreichbar zu sein. In einem klar definierten Rahmen sind Bereitschaftsdienste sicher nicht zu vermeiden, aber ständig verfügbar sollten Sie nicht sein müssen.
  • Nutzen Sie Ihre Freizeit zur Erholung und zum Abschalten, wann immer Ihnen das möglich ist. Das gilt auch für die Mittagspause. Sie erzielen den größten Erholungseffekt, wenn ihre Tätigkeit in der Freizeit oder in der Pause gegensätzlich zu der Arbeitstätigkeit ist. Besonders bei sitzender Tätigkeit und für Menschen mit Büroarbeitsplätzen sind Bewegungspausen mit körperlicher Aktivität empfehlenswert.
  • Schaffen Sie sich „Entschleunigungs-Oasen“. Darunter sind Freiräume zu verstehen, in denen Sie explizit nicht erreichbar sind und auch Orte, an denen Sie zu keiner Zeit arbeiten.
  • Verbringen Sie Ihre Zeit mit Familie und Freunden. Achten Sie darauf, dass sich in Ihrem Leben nicht alles um die Arbeit dreht.
  • Sorgen Sie auch im Job für eine hohe Beziehungsqualität. Insbesondere zu Kollegen als auch im Verhältnis zu Ihren Vorgesetzten.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig. Wandern, Fitnesstraining, Schwimmen und Radfahren sind gut geeignet, die Gesundheit zu unterstützen.

Literatur